Anstieg der Stahlpreise folgt auf Abbau von Überkapazitäten

15.12.14

Anstieg der Stahlpreise folgt auf Abbau von Überkapazitäten

Niedrige Stahlpreise als Folge von Überkapazitäten versperren Europas Stahlproduzenten den Weg aus der Krise. Auf dem alten Kontinent liegt die Stahlnachfrage um 25 Prozent unter dem Jahr 2007. Die Unternehmen haben sich an die neue Situation noch nicht angepasst und produzieren zu viel Stahl. Das Ergebnis: Stahl wird unter den Produktionskosten auf den Markt geworfen. Die Stahlkocher schreiben rote Zahlen.

"Irgendetwas wird mit den Überkapazitäten in Europa passieren", zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Roland Döhrn, Stahlexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Der Stahlpreis für das Referenzprodukt Warmband (Hot-Rolled Coil, HRC) sank zuletzt mit 396 Euro pro Tonne (ab Werk) auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren.

Während der deutsche Branchenprimus ThyssenKrupp wieder schwarze Zahlen schreibt, sieht es anderswo düster aus. "Viele andere Konzerne, darunter die deutsche Nummer zwei Salzgitter, stecken wegen der niedrigen Stahlpreise dagegen seit langem sogar in den roten Zahlen", meldet dpa

Werkschließungen

"Mir tut der Blick auf den Zustand der Stahlindustrie in Europa weh", bedauert der Chef des österreichischen voestalpine-Konzerns, Wolfgang Eder. Es fehle der Mut Schließungen von Stahlwerken vorzunehmen. Das sei immer einer Frage von Arbeitsplätzen, weshalb es aus der Politik Widerstand gebe.

Besonders massiv ist der Widerstand gegen Werkschließungen in Frankreich, Belgien und Italien, wo es der Stahlbranche wegen der schwachen Gesamtwirtschaft schlechter geht als in Deutschland und Österreich. Mit den überall laufenden Sparprogrammen dürfte das Ruder allerdings nicht mehr alleine herum zu reißen sein, sagen Branchenkenner.

Die Ratingagentur Fitch prognostiziert, dass die Stahlnachfrage in Westeuropa 2015 um 2,5 Prozent bis 3 Prozent steigen werde. Das wird jedoch aller Voraussicht nach nicht ausreichen, um die Krise zu beenden, zumal Fitch sagt, dass China mit noch mehr Stahl als bisher den europäischen Markt fluten werde.

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