Stahl Prognose 2026: Was das wichtigste Hinweiszeichen sagt

Liniencharts zeigen Stahlpreis Entwicklung und PMI Industrie Deutschland

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Stahlpreises für Warmband in Westeuropa (Euro je Tonne, linke Achse) sowie den Einkaufsmanagerindex (PMI) des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland (rechte Achse) im Zeitraum von 2015 bis 2025. Während der Stahlpreis die Lage auf den Rohstoffmärkten und in der Industrie widerspiegelt, zeigt der PMI die Stimmung und Geschäftslage in der deutschen Industrie.

Zwischen 2015 und Anfang 2020 bewegten sich die Stahlpreise in einem Korridor zwischen 300 und 600 Euro je Tonne. Diese Phase war durch moderate Nachfrage und ausgeglichene Produktionskapazitäten geprägt.

Mit Beginn der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 kam es zunächst zu einem drastischen Preiseinbruch, gefolgt von einem beispiellosen Preisanstieg im Jahr 2021, in dessen Verlauf die Warmbandpreise auf über 1.400 Euro stiegen. Gründe dafür waren:

  • Nachholeffekte aus der Pandemie,
  • stark gestiegene Nachfrage im Bau- und Automobilsektor,
  • weltweite Lieferengpässe bei Rohstoffen.

Ein weiterer starker Preisanstieg erfolgte im Frühjahr 2022 nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine. Die militärische Eskalation führte zu massiver Unsicherheit auf den Rohstoffmärkten. Da sowohl Russland als auch die Ukraine bedeutende Stahlproduzenten und -exporteure sind, kam es kurzfristig zu Verknappungen und Preissprüngen.

Ab Mitte 2022 setzte jedoch ein schneller Preisverfall ein. Seidem bewegen sich der Warmbandpreis im Mittel bei 600 Euro

Industrie-PMI Deutschland: Frühindikator mit Tiefen und Spitzen

Der PMI des verarbeitenden Gewerbes zeigte zwischen 2015 und 2018 einen positiven Trend, mit Werten meist über 55 Punkten, was auf eine solide industrielle Expansion hinweist. Ab 2018 folgte jedoch ein konjunktureller Abschwung, der sich im Zuge der Corona-Krise 2020 massiv verschärfte: Der PMI stürzte zeitweise auf unter 35 Punkte ab – ein klares Signal für eine akute Rezession.

2021 und 2022 konnte sich der PMI deutlich erholen und stieg wieder auf Werte über 60, bevor ab Mitte 2022 eine neue Schwächephase einsetzte. Die Energiekrise, geopolitische Unsicherheiten und eine nachlassende Weltkonjunktur führten dazu, dass der Index im Verlauf von 2023 bis 2024 erneut unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten fiel.

Aktuell deutet sich eine leichte Erholung an: Der PMI liegt nahe der 50-Punkte-Marke, was zumindest auf eine Stabilisierung der Industrie hindeutet.

Leichte Entkopplung ab 2024

In der Analyse zeigen sich klare Parallelen zwischen dem Stahlpreis und dem Industrie-PMI:

  • In wirtschaftlichen Aufschwungphasen steigen beide Indikatoren.
  • In Krisenzeiten (z. B. 2020, 2022) fallen sie gemeinsam.

Allerdings ist zu beachten, dass der Krieg in der Ukraine temporär eine entgegengesetzte Entwicklung ausgelöst hat: Während der PMI bereits zu sinken begann, trieben geopolitische Unsicherheiten und Angebotsengpässe den Stahlpreise im Frühjahr 2022 nochmals deutlich nach oben.

Ab 2024 lässt sich eine gewisse Entkopplung beobachten: Während sich der PMI langsam erholt, bleiben die Stahlpreise auf niedrigem Niveau. Dies könnte darauf hindeuten, dass die industrielle Nachfrage zwar anzieht, aber durch hohe Lagerbestände oder strukturelle Überkapazitäten die Stahlpreise gedämpft bleiben.

Darüber hinaus führt das ständige Eingreifen der Politik dazu, dass die Nachfrage der Industrie nicht mehr einen so hohen Einfluss auf den Stahlpreis hat. Die EU-Kommission weitet die Zölle auf Stahlimporte fast schon im quartalsakt aus. Das schürt Unsicherheit führt zu leicht steigenden Stahlpreisen unabhängig von der Nachfrage der Stahlverwender.

Ausblick

Ob sich die Erholung des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland verstetigt, hängt maßgeblich von der konjunkturellen Entwicklung Europas der Weltwirtschaft und geopolitischer Stabilität ab: Der Stahlpreis könnte über die nächsten beiden Quartale nachziehen – vorausgesetzt, die Industriekonjunktur gewinnt weiter an Fahrt und die Lagerbestände werden abgebaut.