Stahlpreise und Stahlmarkt im Oktober 2015 - Update 5

19.10.15

Stahlpreise und Stahlmarkt im Oktober 2015 - Update 5

Der Stahlpreis für den an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelten Kontrakt für Halbzeug aus Stahl (Steel Billet) pendelt sich bei 170 Dollar (149 Euro) pro Tonne ein. Ende September 2015 hatte sich die Stahlpreisentwicklung nach einer dreimonatigen Seitwärtsbewegung bei 100 Dollar begonnen nach oben zu bewegen. Die LME führt in Kürze einen Future für Stahlschrott und einen für Baustahl ein. Der Handel mit sogenannten Stahl-Derivaten war in den letzten Jahren nicht besonders ausgeprägt. Dies habe daran gelegen, dass Stahlproduzenten außerhalb Chinas an den Kontrakten kein Interesse zeigten, berichtet Reuters.

Der Schweizer Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach gibt eine Gewinnwarnung heraus. Wegen einer schwächeren Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie seien die Auftragseingänge, die abgesetzte Menge von Stahl sowie die Umsatzerlöse rückläufig, meldet der börsennotierte Stahlkonzern. Anders als bei ThyssenKrupp ist eine Bodenbildung nicht in Sicht. Der Aktienkurs des Schweizer Stahlkochers liegt aktuell mit 0,57 Euro auf historischen Tiefständen. Vor einem halben Jahr waren die Papiere mit 1,24 Euro noch mehr als doppelt so viel wert.

Das an der Warenterminbörse in Chicago (CME) gelistete Derivat für warm gewalzten Stahl notiert mit 417 Dollar pro Tonne auf Rekordtiefs. Gemäß aktuellen Konjunkturdaten ist ein Anstieg derzeit nicht in Sicht. Die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten sank im September 2015 um 0,2% gegenüber dem Vormonat, meldet die US-Notenbank (Fed), die die Daten erhebt. Die Kapazitätauslastung der industriellen Anlagen, des Bergbaus und der Versorger sank von 77,8% auf 77,5%. Ferner fielen Phily Fed Manufacturing und Empire State Manufacturing Index stärker als gedacht.

"Die Beschäftigungszahlen in denen vom Export abhängigen Industrien sind rückläufig, und es gibt bisher keine Anzeichen dafür, dass sich die Abnahme verlangsamt", zitiert Bloomberg den Volkswirt Jesse Edgerton von der US-Großbank JPMorgan. Die jüngsten Wasserstandsmeldungen aus dem produzierenden Gewerbe deuteten an, dass sich die Lage weiter verschlechtern könne, sagt Edgerton. Die Exportindustrie hat in diesem Jahr fast ununterbrochen Jobverluste von 50.000 Stellen pro Monat gehabt. Das steht im Kontrast zum Rest der Wirtschaft, wo die Beschäftigung zunahm, so dass die Arbeitslosenrate in den USA auf 5,1% fallen konnte.

Die Jobverluste in der amerikanischen Industrie sind problematisch. Es handelt sich in der Regel um besser bezahlte Stellen, als jene, die die US-Wirtschaft im Dienstleistungsbereich momentan schafft. Das geringe Lohnwachstum in den USA gilt als Achillesferse der Erholung. Es gibt keine Aufschaukelung von Löhnen und Preisen, so dass die Inflation deutlich unter 2% verharrt. Wegen der geringen Inflation sieht sich die US-Notenbank (Fed) gezwungen an ihrer Nullzinspolitik, die sie im Dezember 2008 auf dem Höhepunkt der Finanz- und Weltwirtschaftskrise einführte, festzuhalten.

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