Stahlpreis und Euro in Abwärtsspirale

Drei Wochen in Folge fallen die Stahlpreise an der Londoner Metallbörse (LME). Die LME Stahlpreisentwicklung zieht es auf ein Allzeittief bei 185 Dollar (145 Euro). Gleichzeitig sinkt der Wechselkurs des Euros zwischenzeitlich auf 1,2750 USD. Das ist der niedrigste Stand seit vier Monaten. Europas Wirtschaftsflaute, eine finstere Stahlkonjunktur und die Schwäche der Gemeinschaftswährung gehen Hand in Hand.

Der Stahlpreis pro Tonne für die in London gehandelten Stahlknüppel (Steel Billet) betrug zu Jahresbeginn 270 Dollar (206 Euro). Im August 2011 waren es 690 Dollar (476 Euro). Die meisten Rohstoffexperten reiben sich die Augen. Mit einer so drastischen Talfahrt, in deren Verlauf die Stahlpreisentwicklung in 20 Monaten um 73 Prozent einbricht, hatte niemand gerechnet.

Begünstigt wurde die Talfahrt in den letzten Wochen durch die lange Frostperiode. Sie hemmt den Bausektor, was sich bereits auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar gemacht hat. Die Kälte verzögerte den Frühjahrsaufschwung und ließ die Zahl der Erwerbslosen schwächer sinken als in den Vorjahren, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit

In Südeuropa ist die Lage auf den Arbeitsmärkten sehr viel schlechter. Die konjunkturelle Talfahrt Italiens, Spaniens und Frankreich erfassen immer stärker den Außenwert der Gemeinschaftswährung. Sie sank zwischen dem 1. Februar und 30. März von 1,3712 auf 1,2805 Dollar (-6,61 Prozent). Ein Ende ist nicht in Sicht, weil Schuldenkrise, Wirtschaftsflaute und die EZB-Geldpolitik den US-Dollar immer schwerer machen.

Ohne eine noch stärkere Abwertung werden Italien, Spanien & Co. wohl nicht auf die Beine kommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird daher die Geldschleusen weit geöffnet lassen. So könnte der Euro bis zum Sommer auf 1,20 Dollar fallen. Der dadurch entstehende konjunkturelle Rückwind würde für einen Anstieg der Stahlpreise auf 300 Dollar (250 Euro) sprechen.