Deutschlands Stahlindustrie spürt Gegenwind aus China

Deutschlands Rohstahlproduktion lag im Oktober um 2,7% höher als im September. In der ersten zehn Monaten Jahres erzeugten die Stahlproduzenten 36,21 Millionen Tonnen Rohstahl. Das waren 0,3% mehr als im Vorjahreszeitraum, meldet die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Der Stahlindustrie geht es den Umständen entsprechend gut, wie die bei 88% liegende Kapazitätsauslastung zeigt. Im globalen Schnitt liegt die Auslastung lediglich bei 72%.

China hat seine Stahlexporte in den Rest der Welt deutlich nach unten gefahren. Im Oktober sanken die Ausfuhren um 20% auf 9,02 Millionen Tonnen gegenüber dem Vormonat, teilt die Zollbehörde des Landes mit. So wenig chinesischer Stahl strömte zuletzt im Juni auf den Weltmarkt. Im monatlichen Durchschnitt lagen die chinesischen Ausfuhren im diesem Jahr bei 9,21 Millionen Tonnen.

Die Regierung in Peking sei bereits dabei die Überkapazitäten abzubauen, sagen Analysten. Allerdings gehe das den Europäern, den Amerikanern und den südostasiatischen Ländern nicht schnell genug. Sie beschweren sich über Chinas, das die Hälfte des weltweiten Stahls produziert, fortlaufend. Die Experten von Moody's Investor Service halten es für möglich, dass die EU-Kommission im kommenden Jahr Strafzölle auf Importstahl verhängen wird.

"Über die Stahlindustrie sind weltweit dunkle Wolken aufgezogen", sagt der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, auf der Jahrestagung Stahl 2015 in Düsseldorf. Das mache sich auch in Deutschland bemerkbar. Hintergrund seien dramatisch gestiegene chinesische Stahlexporte, die zu Dumpingpreisen auf den europäischen Markt geworfen würden.

Zwar sind die chinesischen Stahlausfuhren zuletzt deutlich gesunken. Dabei könnte es sich aber um Kalkül handeln, um die Verhängung von Strafzöllen, die neben den Europäern auch von den Amerikanern in Erwägung gezogen werden, erst einmal zu umgehen, mutmaßt die Analystin Helen Lau von dem Börsenmakler Argonaut gemäß einer Meldung des Finanzdienstes Bloomberg. China hat in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres 25% mehr Stahl exportiert als im selben Zeitraum 2014.