ThyssenKrupp-Aktie steigt auf 20 € trotz tiefer Stahlpreise

Die ThyssenKrupp-Aktie steht kurz davor über die Marke von 20 Euro zu springen. Zum ersten Mal seit neun Jahren nahm Deutschlands größter Stahlproduzent aus dem laufenden Geschäft wieder mehr Geld ein als der Konzern ausgab. "Wir haben geliefert, was wir versprochen haben", sagte Konzernchef Heinrich Hiesinger. Entscheidend für die Ertragskraft des Industriekonzerns sei die Entwicklung der Stahlpreise, so Hiesinger.

Im vergangenen Geschäftsjahr konnte ThyssenKrupp zwar seinen Umsatz um 4% auf 42,8 Milliarden Euro steigern. Diesen Erfolg kann sich das Management aber nicht auf die Fahnen schreiben. Denn das Plus war nur dank des schwachen Euros möglich. Der Euro-Wechselkurs sank in den zurückliegenden zwölf Monaten von 1,25 Dollar auf 1,06 Dollar (-15,20%). Jeder von ThyssenKrupp in den USA verdiente Dollar trägt damit einen größeren Anteil zum Gewinn bei, wenn der Konzern seine Übersee-Einnahmen nach Deutschland in seine Euro-Bilanz holt.

ThyssenKrupp Aktienkurs

Der Aktienkurs von ThyssenKrupp startete bei 21,02 Euro in das Jahr 2015. Er kletterte bis Mitte Mai auf 26,29 Euro und sank anschließend bis Ende September auf 15,22 Euro. Es folgte ein äußerst rascher Kursanstieg um knapp 30%. Aktuell notiert die ThyssenKrupp-Aktie bei 19,52 Euro. Es ist ganz offensichtlich so, dass der Rückgang des Euro-Wechselkurses den Anstieg der ThyssenKrupp-Aktie begünstigte. Als der Euro Mitte Oktober 2015 noch 1,15 Dollar wert war, kosteten die Anteilscheine lediglich 17,50 Euro.

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Das Phänomen steigende Aktienkurse bei einem sinkenden Eurokurs beschreiben Börsianer als "Devisen-Dax". Die besonders exportorientierten deutschen Blue-Chip-Unternehmen profitieren vom schwachen Euro. Dies führte dazu, dass der Dax in diesem Jahr stets gestiegen ist, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldschleusen öffnete, um den Außenwert des Euros zu verwässern.

Fazit:
Wegen des schwachen Euros fällt der Rückgang der Stahlpreise nicht so sehr sehr ins Gewicht. Die ThyssenKrupp-Aktie hat nicht nur wegen des Wechselkurseffektes und des weiter vonstatten gehenden Konzernumbaus Aufwärtspotential. Sollte sich die EU-Kommission dazu durchringen, Strafzölle auf chinesischen Importstahl zu verhängen, gäbe das dem Aktienkurs voraussichtlich einen Schub. Hinzu kommt, dass ThyssenKrupp die sinkenden Stahlpreise teilweise kompensieren kann, weil die Bezugspreise für Eisenerz auf Rekordtiefs liegen.

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