Zukunft der deutschen Stahlindustrie liegt in EU-Händen

16.01.16

Zukunft der deutschen Stahlindustrie liegt in EU-Händen

Die europäische Stahlindustrie wird von Brüssel und Peking in die Zange genommen. Auf Stahlproduzenten wie ArcelorMittal und ThyssenKrupp kommen erhebliche Sonderbelastungen zu. Die EU-Kommission will allein die deutsche Stahlindustrie ab 2020 wegen Umweltschutzaspekten mit 10 Milliarden Euro zusätzlich zur Kasse bitten. Eine Schonzeit bleibt den Stahlkochern nicht. China schwemmt Europa schont jetzt mit so Stahl wie niemals zuvor.

Zerstört Jean-Claude Juncker die Stahlindustrie? Der Kommissions-Chef der Europäischen Union (EU) plant Europas Stahlhütten, um die die EU einst aufgebaut wurden, mit Kosten für den Emissionsrechtehandel extrem zu belasten. Es handelt sich um einen weltweit einmaligen Vorgang. Stahlproduzenten anderenorts (China, Russland) hätten die Belastung aus dem EU-Emissionshandel nicht. Sie könnten mit niedrigeren Stahlpreisen die europäischen Produzenten aus ihrem Heimatmarkt verdrängen.

"Die großen Sorgen sind sehr berechtigt. Wir haben auf dem Feld der Klimapolitik keine gleichen Wettbewerbsbedingungen weltweit. (...) Die schwere Belastung, die auf uns zukommt, muss abgewendet werden", sagt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl im Gespräch mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). Der deutschen Stahlindustrie drohe eine Mehrbelastung von 10 Milliarden Euro. Dies könne man nicht schultern, so Kerkhoff.

Chinas Stahlexporte erhöhten sich 2015 um knapp 20% auf einen Rekord von 112,4 Millionen Tonnen. Das ist genügend Stahl, um den kompletten Stahlbedarf von Deutschland und Japan zu decken und immer noch knapp 10 Millionen Tonnen übrig zu haben. Peking macht Industriepolitik. Man lässt die Stahlwerke laufen, in der Absicht den zu viel produzierten Stahl im Ausland absetzen zu können. Dadurch gerät der weltweite Stahlmarkt aus den Fugen. Die Stahlpreise kennen infolge des Überangebots nur eine Richtung: Nach unten.

Die EU-Kommission könnte Strafzölle auf chinesischen Stahl verhängen, was einen Anstieg der europäischen Stahlpreise ermöglichen würde. Damit würde Brüssel den Stahlproduzenten die Möglichkeit geben, mehr Geld zu verdienen, und sich einen Puffer für die Zusatzkosten ab 2020 aufzubauen. China wäre gezwungen Stahlwerke stillzulegen. Liefe es auf ein solches Szenario heraus, wäre die Kuh für die europäische Stahlindustrie erst einmal vom Eis.

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