Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg)
Die von Insidern seit langem angekündigten Preiserhöhungen bei Bandstählen aus europäischer Produktion lassen auf sich warten. Der Warmbandpreis sinkt per 10. September 2018 um 9 Euro auf 549 Euro je Tonne, meldet Steel Benchmarker. Da passt es ins Bild, dass die Stahllobby hastig eine dauerhafte Abschottung des EU-Stahlmarktes fordert."Die Käufer warten immer noch ab, die (Warmband-) Preise werden aber im späteren Verlauf des Monats wegen der besseren Nachfrage, weniger Verfügbarkeit von Importstahl und gut gefüllten Auftragsbüchern der Stahlwerke steigen", zitierte Metal Bulletin einen deutschen Stahlhändler vor einer Woche.
Stahlindustrie auf Abwegen
Der Beschluss den EU-Stahlmarkt mit so genannten Schutzklauselmaßnahmen vor umgelenktem Stahl abzuschotten, ist keine zwei Monate alt. Es lässt sich daher noch nicht sagen, ob es tatsächlich notwendig war, Handelsumlenkungen in den EU-Stahlmarkt als Folge der US-Zollpolitik entgegenzutreten.
Gleichwohl fordert die Stahlproduzenten über die Wirtschaftsvereinigung Stahl bereits, die auf vorläufiger Basis von der EU-Kommission eingeführten Schutzklauselmaßnahmen dauerhaft in die Zollgesetze zu schreiben.
Es gibt ein weiteres Indiz dafür, dass die Stahlproduzenten versuchen, den Stahlmarkt mit Handelshemnissen und anderen Maßnahmen zu überwuchern, anstatt sich auf ihr Kerngeschäft, innovativere Produkte und bessere Dienstleistungen für Kunden, zu fokussieren. Die Stahlwerke hätten kein Interesse an sinkenden Stahlschrottpreisen, berichtet Euwid Recycling und Entsorgung. Man wolle den Stahlkäufern keinen Grund liefern, die Stahlpreise zu drücken.
Es ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht schon einigermaßen abenteuerlich auf sinkende Input-Kosten zu verzichten und stattdessen auf höhere Stahlpreise zu setzen, obwohl ungewiss ist, ob man diese überhaupt durchsetzen kann. Damit beschädigt die Stahlindustrie die gesamte Wertschöpfungskette. Es ist zu befürchten, dass der stahlverarbeitende Mittelstand die Zeche dafür zahlen muss.