Ist der Stahlmarkt überhitzt?

21.09.21

Ist der Stahlmarkt überhitzt?

Der Exportpreis für Stahlschrott fiel gefolgt von dem Importpreis für Betonstahl zum Wochenauftakt am stärksten. Der nordwesteuropäische Warmbandpreis blieb an einem Tag, den dicke Verluste bei den Nichteisen-Metallen Kupfer und Aluminium prägten, stabil. Der Post-Corona-Konjunkturaufschwung steht auf dem Prüfstand.

An der Londoner Metallbörse (LME) fiel der Stahlschrottkontrakt für die Türkei um 14 US-Dollar auf 440 Dollar (375 Euro) je Tonne. Türkischer Betonstahl verbilligte sich um 9 Dollar auf 665 Dollar (567 Euro). Der Warmbandkontrakt notierte hingegen unverändert bei 1.215 Dollar (1.036 Euro).

"Die deutschen Exporteure waren zumeist nicht gewillt und in der Lage, die von der Türkei aufgerufenen (tiefen) Preise mitzugehen", berichtet das Euwid Recycling und Entsorgung. Aufgrund des geringen Abflusses in den Export sei der deutsche Stahlaltschrottmarkt übersättigt.

Kupfer war mit einem Tagesverlust von 3% auf 9.146 Dollar der große Verlierer. Aluminium büßte 2,3% ein. Die Wirtschaftswelt sorgt sich um China, wo ein riesiger Immobilienkonzern namens Evergrande mit Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Milliarden Dollar in Schieflage geraten ist.

Stagflation

Das Platzen einer Immobilienblase in China wäre für die deutsche Exportwirtschaft ein großes Problem. In Europa gibt es wegen den sehr stark gestiegenen Strom- und Gaspreisen bereits konjunkturellen Gegenwind. Und in den USA werde sich das Wachstumstempo von 5,7% auf 1,5% verlangsamen, sagt Jan Hatzius, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs.

Unter Konjunkturexperten, Ökonomen und Börsenanalysten herrscht zwar weiterhin die einhellige Meinung: Der Konjunkturaufschwung setzt sich fort. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind weiterhin sehr gut gefüllt.

Allerdings gibt es auch solche, die sagen: Politiker und Notenbanken haben mit ihren gewaltigen Konjunkturhilfen die Wirtschaft nach den Lockdowns zu schnell wieder hochgefahren. Für 2022 sind die Risiken einer Stagflation (Nullwachstum oder nur sehr kleines Wachstum bei Inflationsraten von mehr als 2%) gestiegen.

Einen maßgeblichen Anteil daran tragen Politiker, die sich zur Wahl stellen mussten (Trump) oder demnächst müssen (Scholz, Macron). Um an der Macht zu bleiben, haben sie zu dicke Konjunkturpakete geschnürt und damit den nachfolgenden Generationen zu hohe Schulden aufgebürdet.

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