Noch ist der Stahlpreis für Betonstahl in Deutschland hartnäckig hoch. Für das im Fachjargon genannte Rebar bezahlen Käufer 1.370-1.400 Euro je Tonne. Der mittlere Verkaufspreis in Nordwesteuropa liegt mit 1.320 Euro tiefer. Die sich in einer Abwärtsspirale befindende Bauindustrie findet bisher keinen Niederschlag in den Stahlpreisen für Langerzeugnisse.

Aktuell verdichten sich die Anzeichen eines Rückgangs der Stahlpreisentwicklungen für Baustähle wie Rebar, Baustahlmatten und Walzdrähte. Hintergrund sind sinkende Stahlschrottpreise auf dem internationalen Markt.

In Italien dürften die Stahlschrottpreise um 30-40 Euro je Tonne sinken. Dieser Rückgang werde sich auch auf den deutschen Markt auswirken, ist sich ein von Platts befragter Mitarbeiter eines italienischen Stahlherstellers sicher.

Allerdings gebe es keinen Konsens, dass die Preise für Langstahlerzeugnisse in den nächsten Wochen tatsächlich sinken werde, rudert der Italiener zurück. Hintergrund sind die von Russland eingestellten Gaslieferungen an Polen und Bulgarien. Dies könnte zu einem erneuten Anstieg der Gaspreise führen.

Im südeuropäischen Raum warteten Betonstahlkäufer in der Erwartung sinkender Betonstahlpreise ab, meldet Fastmarkets.

Sorgen auf dem Bau

Auf dem Bau hat sich die Stimmung erheblich eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex für das deutsche Bauhauptgewerbe stürzte im März 2022 auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren.

Von einer "bedenklichen Entwicklung" für die kommenden Monate spricht der Verband Bauindustrie. "Wir stellen uns darauf ein, dass Unternehmen bald Kurzarbeit anmelden müssen", sagt Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Die Stahlnachfrage für Baustähle dürfte sich daher schwach entwickeln. Es ist ein Rückgang der hohen Stahlpreise für Betonstahl, Walzdraht und Baustahlmatten in den kommenden Monate angezeigt, als neue und niedrigere Gleichgewichtspreise zwischen Angebot und Nachfrage gebildet werden müssen.