Stahlpreis Prognose Juli 2022: Langsamer abwärts
Die Stahlpreise in Deutschland werden laut Stahlherstellern, Händlern und Endabnehmern im Juli weiter sinken. Uneinigkeit herrscht über das Ausmaß: Während die Hersteller mit einer Verlangsamung des Abwärtsrtrends rechnen, erwarten die Händler: Die Stahlpreise sinken im gleichen Tempo weiter wie im Juni.
Warmbreitband kostete per 4. Juli 840 Euro je Tonne frei Werk Ruhr. Das waren 5 Euro weniger als in der Vorwoche und 120 Euro weniger als im Vormonat. Am Stahlmarkt sei es sehr ruhig. Man könne beinahe sogar von einer Totenstille sprechen, sagt der Mitarbeiter eines Stahl-Service-Center. Die weitere Entwicklung der Stahlpreise sei unklar.
Insgesamt hat sich der Preisausblick laut der aktuellen Umfrage von Platts etwas verbessert. Der Index erhöhte sich von 20 Punkten im Juni auf 29 Zähler im Juni. Der Anstieg geht auf das Konto der Stahlhersteller. Sie sind mit 38 Punkten weitaus weniger pessimistisch als im Juni. Die Erwartungen der Händler stagnierten hingegen bei 20 Zählern.
Hochofen-Sterben
Einigkeit herrscht mit Blick auf den Stahlausstoß. Der werde laut den Umfragteilnehmern sinken. ArclorMittal (AM) nimmt zwar an einem Hochofen in Eisenhüttenstadt nach sechs Wochen Wartungsarbeiten die Produktion von Roheisen wieder auf. In seinem Werk in Bremen führt der Konzern hingegen Kurzarbeit ein.
Zuvor hatte AM je einen Hochofen in Frankreich und Deutschland abgeschaltet. Salzgitter hatte die Zustellung eines Hochofens nach hinten verschoben. Die Niederlassung von US Steel im slowakischen Kosice setzte einen weiteren Hochofen in Europa außer Betrieb.
Andere Stahlhersteller produzierten am Minimum. Auch würden laut Marktkreisen die Sommer-Wartungsarbeiten in diesem Jahr überdurchschnittlich lang ausfallen. Ob es dann im September tatsächlich zu einer Belebung des Stahlmarktes kommt und die Nachfrage deutlich anzieht, ist ungewiss.
Die Rezessionsgefahren für Deutschland steigen. Die Wirtschaftsstimmung hat sich im Juli deutlich verschlechtert. Ein von Sentix ermittelte Konjunkturfrühindikator fällt tiefer ins Minus als von Ökonomen erwartet. Das Konjunktur-Regime steht auf "Rezession", teilt das Beratungsunternehmen mit.
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