Stahlpreise und Stahlmarkt im Januar 2023
Wie lange dauert der Aufwärtstrend, rätselraten Stahlhersteller, Händler und Endabnehmer? 740 Euro für warmgewalzten Stahl (aktueller Spotpreis) ist den Herstellern zu wenig. Die anvisierten 800 Euro kommt für Stahlabnehmer nicht in Frage, als sie vor zwei Monaten 600 Euro bezahlten.
780 Euro werden Stahlhersteller in ein bis zwei Wochen für Warmband verlangen, so ein deutscher Stahlkäufer. Das sei zu hoch, niemand werde so viel bezahlen, zitiert Kallanish einen in der Weiterverarbeitung tätigen Marktteilnehmer.
"Dem Markt mangelt es an realistischen Preisangaben", so ein Service-Center. "Wir kaufen nur das Nötigste, da ich nicht glaube, dass der aktuelle Preistrend nachhaltig ist", erfährt Platts. Der Anstieg der Stahlpreise gehe dem Branchendienst zufolge hauptsächlich auf Lageraufstockungen und ein geringes Angebot zurück.
Angebotsverknappung
Stahlhersteller senkten im Jahr 2022 ihre Rohstahlproduktion um 8,4%, die Erzeugung warmgewalzter Erzeugnisse um 7,8%, gegenüber dem Vorjahr, meldet die Wirtschaftsvereinigung Stahl (WS). Sie trugen damit der schwachen Stahlnachfrage Rechnung.
Im Verarbeitenden Gewerbe ist weiter Sand im Getriebe. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) lag im Januar mit 47 Punkten drei Zähler unter der Wachstumsschwelle. Die Geschäftsaussichten haben sich zwar seit letzten Oktober weiter verbessert. Der Auftragseingang sei aber nach wie vor "ausgesprochen mau", erläutert S&P Global.
Platzt die Blase?
Die Stahlnachfrage bleibe schwach, berichtet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. "Viele Distributoren fürchten eine kurzfristige Preisblase und ein Platzen selbiger im April."
Bleibe es bei dem moderaten Wachstumskurs der Automobilindustrie, müssten Stahlhersteller gegen Ende des ersten Quartals neue Aufträge an Land ziehen. Dies münde dann zu einer "unvermeidlichen Preiskorrektur nach unten", analysiert MEPS.
Der Spotpreis für warmgewalzten Stahl aus nordwesteuropäischen Hochöfen kletterte zwischen Ende November 2022 und Ende Januar 2023 von 605 Euro auf 740 Euro (+22%). Im Januar 2022 hatte Warmband im Schnitt 910-930 Euro gekostet.