Steigen die Stahlpreise zu schnell?
Der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl steigt in Nordeuropa um merkliche 86 Euro auf 755 Euro je Tonne, meldete Fastmarkets per 31. Januar 2023. Der sprunghafte Anstieg der monatlichen Stahlpreisentwicklung ist größer als im Dezember, in dem sich Warmband von 619 Euro auf 669 Euro verteuert hatte.
Auf den derzeitigen Höhenflug der Stahlpreise werde eine neue Talfahrt folgen. Die Lager von Unternehmen und Seehäfen seien noch relativ gut gefüllt, sagt der Manager eines Stahl-Service Centers gegenüber Kallanish.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Lage deutlich verbessert. Der vom ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex verbesserte im Januar 2023 den vierten Monat in Folge. In der Industrie haben sich die Erwartungen für das erste Halbjahr merklich aufgehellt, berichtet ifo-Präsident Clemens Fuest. "In den kommenden Monaten soll die Produktion steigen."
Zwei Drittel des letzten Jahres war von einem scharfen Rückgang der Stahlpreisentwicklung geprägt. Warmband hatte sich zwischen März und November 2022 von 1.460 Euro auf 605 Euro mehr als halbiert. Im Dezember startete dann die Gegenbewegung. Seitdem verteuerte sich der Flachstahl um ein Viertel.
Stahlhersteller
Die Stahlhersteller haben wegen des verbesserten Konjunkturverlaufs offensichtlich Lunte gerochen. Im 4. Quartal 2022 außer Dienst gestellte Hochöfen werden momentan hurtig wieder hochgefahren. US Steel in Kosice hat seit der dritten Januarwoche seine drei Hochöfen wieder in Betrieb.
ArcelorMittal ist ebenfalls dabei Hochöfen in größeren EU-Staaten anzuschmeißen. Die Stahlhersteller wittern ein gutes Mengenschäft. Verkaufen sie mehr Stahl zu aktuellen Preisen machen sie höhere Gewinne als weniger Stahl zu höheren Preisen.
Unter Händlern macht sich bereits Unmut breit: "Sie befürchteten, dass die schrittweise Wiederinbetriebnahme von im 4. Quartal 2022 stillgelegter Stahlerzeugungskapazitäten den jüngsten Aufwärtstrend der Preise in der EU gefährdet", erklärt Fastmarkets.
US-Warmband
Auf dem US-Stahlmarkt sind die Preise kurzfristig wegen leichten Hamsterkäufen am steigen. Der Stahlpreis je Tonne (1.000 kg) liegt hier aktuell bei 862 US-Dollar bzw. 791 Euro. Anders als in Europa sind die US-Warmbandpreise langsamer gestiegen. Anfang Dezember 2022 kostete US-Warmband 737 Dollar bzw. 702 Euro.
Weil sie mit weiter steigenden Preisen rechneten, würden Stahlendabnehmer aktuell verstärkt kaufen. Dies könnte laut Argus gegen Ende des 1. Quartal zu einer Sättigung und Verringerung des Ordervolumens führen.