Stahl Prognose April bis Dezember 2023: Hohe Preise
Die Stahlpreise bleiben in den nächsten neun Monaten laut Moody's hoch. Die Lage auf den Metallmärkten in Europa, den USA und China habe sich verbessert. Dadurch könnten Stahlhersteller "historisch starke Gewinne" erwirtschaften.
Nordeuropäisches Warmbreitband kostete per 20. März 850 Euro je Tonne. Das waren 75 Euro mehr als im Vormonat und 150 Euro (+21,4%) mehr gegenüber dem Beginn des 1. Quartals 2023.
Weil die Auftragsbücher der Stahlhersteller gut gefüllt seien, bleibe es Käufern verwehrt, tiefere Preise zu beanspruchen, meldet Fastmarkets. Das Geschäft laufe für die Hersteller so gut, dass sie momentan im Juni geliefertes Warmband bereits verkaufen könnten.
Der an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelte nordwesteuropäische Warmbandkontrakt stieg zu Wochenbeginn um 4 US-Dollar auf 884 Dollar (826 Euro). Auch hier zeigt die monatliche Entwicklung mit einem Plus von 5% nach oben.
Europäische Stahlhersteller könnten erwarten, höhere Verkaufspreise zu erzielen. Die verringerte Verfügbarkeit von Stahl zusammen mit langen Lieferzeiten für Importe würden den Anstieg der Flachstahlpreise untermauern, erläutert Platts.
Globaler Stahlmarkt
Die europäische Stahlindustrie hängt der weltweiten Entwicklung hinterher. 2023 werde der Stahlverbrauch um 2% sinken, erwartet Moody's. Das wäre der vierte Rückgang in den letzten fünf Jahren.
Indien ist aktuell so etwas wie der Rising Star des Stahlmarktes. Aufgrund hoher Infrastrukturausgaben wird die Branche um 5-7% zulegen. In China und den USA ist die Lage unter dem Strich leicht positiv.
Die chinesische Stahlnachfrage werde sich nach einem niedrigen Rückgang im einstelligen Prozentbereich im letzten Jahr in diesem Jahr stabilisieren oder leicht steigen.
In den USA habe das Baugewerbe zwar wegen höheren Zinsen Sand im Getriebe. Das werde allerdings durch die wachsumsfreundliche Gesetzgebung und verbesserten Geschäftsausblicken der Automobilindustrie und des Luft- und Raumfahrtsektor mehr als wettgemacht.
Ausblick
Die Stahlhersteller werden versuchen mit ihren gut gefüllten Auftragsbüchern die Käufern in Torschlusspanik zu versetzen. So soll verhindert werden, dass der sinkende Stahlverbrauch Europas ein Überangebot erzeugt und Angebot und Nachfrage zu tieferen Stahlpreisen ein neues Gleichgewicht finden.