Tauziehen um auskömmliche Stahlpreise: Hersteller noch vorne

Der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl steigt in Westeuropa um 9 Euro auf 787 Euro je Tonne, meldete Steel Benchmarker per 13. März 2023. Der vierte Anstieg in Folge der im 2-Wochen-Rhythmus erhobenen Stahlpreisentwicklung fällt schwächer aus als erwartet. Haben die Flachstahlpreise ein Plateau erreicht?

Laut Klöckner & Co werde sich der Stahlmarkt normalisieren. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum erwarte man tiefere Stahlpreise und geringere Umsatzerlöse, sagt Klöckner-Chef Guido Kerkhoff. Im März 2022 war der Warmbandpreis wegen des Ukraine-Kriegs auf 1.412 Euro hochgeschossen.

Langfristige Stahlpreisentwicklung Euro je Tonne 1000 kg

Stahlhersteller wollen den Warmbandpreis deutlich über 800 Euro haben. Sie verweisen auf Stahlendabnehmer. Deren Auftragsbücher füllten sich, weshalb sie ihre Stahlvorräte aufstocken müssten, erfährt Fastmarkets. Für im Mai und Juni ausgeliefertes Warmband forderten die Hersteller 840-860 Euro.

Dass die Lage auf dem Stahlmarkt besser ist als erwartet, darauf weist auch die Geschäftsentwicklung von Klöckner & Co im Januar und Februar 2023 hin. Die Stahlnachfrage in Europa und den USA war laut Kerkhoff "stärker als wir dachten." Die Automobilindustrie sei dabei sich von ihren chronischen Engpässen zu erholen.

Den Käufern geht das zu schnell: "Wir sehen keinen Anstieg der Nachfrage in den Schlüsselbranchen – Automobil und Bau", sagt ein Stahlhändler aus dem Benelux-Raum. Einige Stahlabnehmer sprechen laut Fastmarkets sogar davon, dass die Stahlpreisentwicklung in einer Blase ist.

Fazit:

Stahlhersteller wollen die Preise weiter hochreden, Stahlabnehmer versuchen sie zu bremsen. Flacherzeugnisse haben sich in den letzten drei Monaten bereits merklich verteuert. Der Warmbandpreis kletterte von 595 Euro auf 787 Euro (+32%).

Eine Seitwärtsbewegung oder sogar ein Rückgang der Stahlpreise würde überdies wegen den deutlich gesunkenen Energiekosten Sinn machen. Der für Europa relevante Gaspreis (Terminkontrakt TTF) sank zwischen August 2022 und März 2023 von 338 Euro je Megawattstunde auf 43 Euro (-87%).