Wie machen die Stahlpreise weiter?
Wachsende Sorgen über die Verfügbarkeit von Stahl halten die Preise hoch und die Käufer angespannt. Hochöfenbrände in Stahlwerken von ArcelorMittal (AM) lassen einen Rückgang der Stahlpreise im zweiten Quartal unrealistisch erscheinen. Kommt es stattdessen zu einem von langer Hand vorbereiteten Seitwärtsverlauf?
Wegen den Bränden in den AM-Werken im spanischen Gijon und französischen Dünkirchen erwarteten Stahlabnehmer den Ausfall von einer Million Tonnen warrmgewalzten Stahl, meldet Fastmarkets. Die Verfügbarkeit in den Sommermonaten schätzten sie als "zunehmend knapp" ein.
Der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl aus nordeuropäischen Hochöfen ist aktuell 860 Euro je Tonne. "Die deutschen Stahlhersteller bereiten sich darauf vor, den Spotpreis auf rund 900 Euro/Tonne ab Werk Ruhr zu erhöhen", berichtet S&P Global.
Seit drei Wochen tritt der Warmbandpreis bei 850-860 Euro auf der Stelle. Der letzte große Preisanstieg fand in der ersten Märzhälfte statt, als eine Erhöhung um 55 Euro stattfand.
ArcelorMittal informierte seine Kunden, dass es zu Lieferverzögerungen komme. Es werde mehrere Woche dauern, bis man in den betroffenen Werken wieder normal produzieren könne, heißt es in einem Brief, der dem Branchendienst Kallanish vorliegt.
Nachfrageseitig werden höhere Stahlpreise von der steigenden Stahlnachfrage der Automobilindustrie untermauert. Unter den Stahleinkäufern häufen sich gleichwohl Stimmen, die trotz Angebotsverknappung und verbesserter Verfassung der Fahrzeughersteller ein Ende des Aufwärtstrends erwarten.
Nach den enormen Ausschlägen auf 1.410 Euro und 605 Euro in den letzten zwölf Monaten, käme ein mehrmonatiger Seitwärtsverlauf zwischen 800 und 900 Euro vielen Akteuren am Stahlmarkt nicht ungelegen. Dies würde eine Normalisierung der Stahlpreise bei verbesserter Planungssicherheit bedeuten.