Stahl Entwicklung 2023 / Stahlpreis Prognose 2024
Die Stahlpreise für Warmband und Betonstahl werden laut Stahlherstellern und Händlern weiter steigen. Die Lage hat sich Dezember gegenüber November deutlich verbessert, zeigt eine Umfrage von Platts.
Warmband aus nordeuropäischen Hochöfen kostete per 8. Dezember 685 Euro je Tonne. Das waren 15 Euro mehr als in der Vorwoche und 40 Euro (+6,2%) mehr gegenüber dem Vormonat.
Der an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelte nordwesteuropäische Warmbandkontrakt für März 2024 setzte zu Wochenbeginn seinen Anstieg auf 732 US-Dollar (678 Euro) fort. Auch hier zeigt die Monatsentwicklung mit einem Plus von 8% klar nach oben.
Betonstahl wurde in Nordeuropa im Schnitt für 620 Euro ab Werk verkauft. Das waren 15 Euro mehr als in der ersten Dezemberwoche. Der Branchendienst Kallanish veranschlagt den Spotpreis in Frankreich bereits mit 640-650 Euro, allerdings inklusive Lieferung.
Die Platts-Umfrage basiert auf den Meinungen von Händlern und Stahlherstellern. Sie haben ein Interesse an steigenden Preisen, und so heißt es in der Erläuterung:
Deutsche Stahlhändler und -produzenten erwarteten einhellig einen Anstieg der Stahlpreise.
Es ist kein Geheimnis, dass bei Thyssenkrupp und Klöckner & Co. die Geschäfte gut laufen, wenn die Preise steigen. Das konnte man in den Bilanzen für das erste Halbjahr 2022, als der Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Stahlpreise hochschießen ließ, wieder einmal sehen.
Die Einschätzungen von Endabnehmern, die noch 2022 an der Umfrage teilnahmen, werden offenbar nicht mehr berücksichtigt.
Auch Distributoren von Langerzeugnissen erwarten höhere Stahlpreise. Sie führen steigende Energie- und Transportkosten sowie höhere Einkaufspreise für Stahlschrott an.
Wichtig ist die Verfassung des Baugewerbes nicht außer Acht zu lassen. Die Stimmung in der Bauwirtschaft bleibe insgesamt außerordentlich schlecht, heißt es in den Erläuterungen des letzten ifo-Geschäftsklimaindex.
Ausblick
Die Hersteller von Flach- und Langerzeugnissen versuchen durch eine Verringerung des Angebots flankiert von einer leichten Belebung der Stahlnachfrage die Preise zu erhöhen. Sie werden früher oder später auf Widerstand stoßen.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Stimmung zwar zuletzt merklich verbessert. Es hapert allerdings am Auftragseingang. Die Unternehmen bekommen nicht genügend Neuaufträge.
Eine merkliche Belebung der Bauwirtschaft dürfte erst anstehen, wenn die Zinsen wieder sinken. Die erste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird für das 2. Quartal 2024 erwartet.
Anschließend wird es noch mehrere Monate dauern, bis die Banken die gesunkenen Zinsen an Verbraucher und Unternehmen weitergeben.