Stahlpreis Prognose 2025-2030

19.03.24

Stahlpreis Prognose 2025-2030

Stahlhersteller lassen Forderungen aus ihrem Kundenstamm nach verringertem Stahlaustoß abblitzen. Der Preis für warmgewalzten Stahl wird auch ohne aufwendiges Herunterfahren von Hochöfen wieder steigen müssen. Daran führt wegen des EU-Abwehrmechanismus kein Weg vorbei.

"Wir stehen nicht unter Druck, die Produktion zu drosseln. Die Kapazitäten sind aktuell gut", sagt der Mitarbeiter eines Benelux-Stahlhersteller zu Platts. Es ist eine seltene Wortmeldung aus dem Lager der Produzenten. Die meisten Stellungnahmen zur Stahlpreisentwicklung lancieren Käufer und Distributoren.

Produktionskürzungen sind ein Thema. In Stahlmarkt-Kreisen gebe es Konsens darüber, dass die Produktion gesenkt werden sollte, heißt es in einem Bericht von Fastmarkets. "Der einzig effiziente Weg, den (Preis-) Abwärtstrend zu stoppen, wären Produktionskürzungen, pflichtet ein Käufer aus Italien bei.

Abwärtstrend Analyse auf Linienchart abgetragener Stahlpreisentwicklung

Der Warmband-Spotpreis trat Ende Januar bei 760 Euro in eine Marktphase mit leicht sinkenden Preisen ein. Aktuell liegt dieser auf bestätigten Transaktionen basierende Durchschnittspreis für die Region Nordeuropa bei 695 Euro (-8,5%).

Von einem Abwärtstrend zu sprechen, wird der Sache nicht gerecht, zeigen zwei Quervergleiche:

  • Damit das ifo-Institut von einem Konjunkturabschwung (einem Abwärtstrend des ifo-Index) spricht, muss das Barometer drei Monate in Folge fallen. Die Warmband-Preisentwicklung sinkt seit anderthalb Monaten.
  • Börsianer sprechen von einem Bärenmarkt (Abwärtstrend), wenn die Kurse um 20% gefallen sind. Auch diese Eigenschaft erfüllt der Warmbandpreis mit einem Minus von knapp 9% bisher nicht.

Stahlbeobachter und Endabnehmer, die sich des Spotmarktes bedienen, dürften besser fahren, auf die zu hören, die am meisten wissen. Das sind die Stahlhersteller. Sie sprechen laufend mit ihren Kunden, die sie mit Großmengen basierend auf 6- oder 12-monatigen Lieferverträgen unter Umgehung des Spotmarktes beliefern. Sie wissen sie recht genau, wie sich die Nachfrage entwickeln wird. Distributoren und Käufer haben diesen Einblick nicht.

Es müsste sich schon ein Stahleinkäufer eines großen deutschen- oder französischen Autoherstellers mit einer Preiseinschätzung zu Wort melden. Das tut aber keiner.

ArcelorMittal unterhält neben der Stahlproduktion einen Geschäftsbereich mit Rohstoffen und dem Eisenerzbergbau. Hier weiß man also nicht nur, wie sich Angebot und Nachfrage von Stahl entwickelt, sondern auch seiner wichtigsten Roh- bzw- Einsatzstoffe.

Fazit und Ausblick

Stahlhersteller sowie ihre Großkunden haben ein exzellentes Bild über Angebot und Nachfrage und damit quasi Insider-Informationen. Sie gehen damit aber nicht an die Öffentlichkeit.

Ihre Lobbyverbände sind keine große Hilfe. In Deutschland ist es Gang und Gäbe, dass die Verbände die Lage schwärzer malen, als sie ist. Das habe sie in ihrer langjährigen Arbeit bei der Frankfurter Allgemeinen erst lernen müssen, sagte einmal eine Journalisten dem Fernsehkanal Phoenix.

Die Europäische Union (EU) wird einen Abwehrmechanismus auf Einfuhren CO-2-intensiver Erzeugnisse installieren. Stahl aus Nicht-EU-Ländern, die beim Klimaschutz wenig ambitioniert sind, wird dann teurer.

Aus Asien importiertes Warmband (z. B. aus Taiwan, Vietnam, Indien) kostete laut Fastmarkets zuletzt 575-600 Euro cfr.

Rote Karte

Beispielsweise ist das wirtschaftlich hoch entwickelte Taiwan beim Klimaschutz wenig ambitioniert. In der drittgrößten Stadt von Chinas abtrünniger Provinz, Taichung, steht das weltweit größte Kohlekraftwerk. In Kaohsiung gibt es in den Wintermonaten oft Smog wegen einer großen Kunststofffabrik.

Die Politiker sämtlicher Asean-Länder gelten beim Klimaschutz als noch weniger ambitioniert als Taiwan. Der reiche Stadtstadt Singapur reklamiert klimafreundlich zu sein. Gäbe es dort eine nennenswerte Schwerindustrie, wäre die Einstellung wahrscheinlich ähnlich der Taiwans.

Ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China, das indirekt Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine unterstützt, beabsichtigen die meisten EU-Länder zu verringern (Ausnahme: Ungarn). Damit ist eine neuerliche Stahlschwemme aus China, ein Dauerthema der Wirtschaftsvereinigung Stahl bis zu den Trump-Stahlzöllen und EU-Schutzklauseln, vom Tisch.

Insgesamt wird deutlich, dass die Stahlpreise für EU-Stahl wegen des geplanten Abwehrmechanismus von den tiefen Asien-Importpreisen unabhängiger werden. Zusammen mit der teuren Wasserstoff-Stahlproduktion ist das für Stahlhersteller ein Unterpfand, dass Abwärtstrends der Stahlpreise auf kurz oder lang ins Leere laufen.