Stahlpreise und Stahlmarkt im Mai 2024
Stahlkäufer müssen tiefer in die Tasche greifen. Der leichte Anstieg der Stahlpreise Anfang Mai ist aus der Sicht der Hersteller erst der Anfang. Sie planen bereits mit einer Preiserhöhung um 20 Euro je Tonne den nächsten Schritt.
"Wir haben Flachstahl für 630 Euro je Tonne frei Werk gekauft. Als wir versuchten, die Bestellmenge zum gleichen Preis zu erhöhen, wurde das vom Hersteller abgelehnt", so ein Käufer gegenüber Fastmarkets.
Europäische Flachstahlerzeuger erwägten eine Preiserhöhung um 20 Euro, meldet Kallanish. Wegen steigenden Importpreisen haben sie gute Aussichten auf Erfolg. Ostasiatische Warmbandhersteller haben ihre Angebotspreise, die im April unter 600 Euro waren, zurückgezogen.
Langerzeugnisse
Die Hersteller haben es schwer, höhere Verkaufspreise bei der Kundschaft durchzubekommen. Zwar kündigte ArcorMittal Ende April an, die Verkaufspreis für sämtliche Langerzeugnisse europaweit um 20 Euro zu erhöhen.
Die Käufer von Bewehrungen, Walzdraht und Stahlträgern zeigten jedoch wenig Bereitschaft, das zu akzeptieren, berichtet MEPS. ArcelorMittal habe allerdings einen psychologischen Effekt erzielt.
Stahlhersteller wollen einen Meinungswandel. Käufer werden fortwährend erinnert oder sogar ermahnt, dass jetzt die richtige Zeit ist, Stahl zu bestellen. Wer später bestelle, müsse deutlich mehr bezahlen.
Sie revanchieren sich damit für das Herunterreden der Stahlpreise und Forderungen nach einer Verringerung der Stahlproduktion im 1. Quartal 2024.
Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Hersteller den Forderungen nachgekommen sin. Die Produktion von Rohstahl, warmgewalzten Erzeugnissen und Elektrostahl wurde offenbar nicht verringert.
Genaueres wird man wissen, wenn die Wirtschaftsvereinigung Stahl Ende Mai Zahlen zur monatlichen Rohstahlproduktion vorlegt.
In Österreich haben die Stahlhersteller trotz Talfahrt der Stahlpreise ihren Ausstoß erhöht. Branchenprimus Voestalpine nebst den kleineren Herstellern steigerten im März die Rohstahlproduktion um 13% gegenüber Februar.
Auf dem globalen Stahlmarkt für Langerzeugnisse übersteige das Angebot die Nachfrage, betont Murat Cebecioglu, Vorsitzender der europäischen Betonstahlverbandes Irepas. Die Unsicherheit sei hoch, die Lage werde sich in den nächsten Monaten weiter eintrüben, so seine Einschätzung.
Wirtschaftslage
Deutschland kann derzeit nur hohe Aktienkurse, zeigen die Rekordstände des Dax. Auf eine merkliche Stimmungsaufhellung der Industrie und des Baugewerbes wartet man bislang vergeblich.
Italiens Verarbeitendes Gewerbe hat die erfolgsverwöhnte deutsche Industrie angehängt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist seit 20 Monaten über dem deutschen.
Das trage zur ungewöhnlichen Marktlage bei, dass die Stahlpreise für in italienischen Hochöfen produzierten kaltgewalzten und feuerverzinkten Flachstahl derzeit über den nordeuropäischen sind, stellt Argus fest..
Die deutsche Industrie blieb im April in einer tiefen Rezession. Der PMI sank auf 42,8 Punkte. Der Weg über 50 Punkte (ab diesem Zählerstand wird Wachstum angezeigt) ist weit.
Die Dienstleister sind dort schon. Sie kommen auf 53,3 Punkte. Dies erklärt den Höhenflug des Dax, zumal der Dienstleistungssektor mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmacht.