Stahlpreise steigen: EU-Schutzmaßnahmen enttäuschen
Am Dienstag, den 11. März, setzte sich der Aufwärtstrend bei den Spotpreisen für warmgewalzten Stahl auf 630-640 Euro je Tonne fort. Verschiedene Faktoren tragen derzeit zu dieser Entwicklung bei – von strengeren Import-Schutzmaßnahmen bis hin zu Versorgungsengpässen in der EU.
Produktionsstörungen führen zu einem spürbaren Rückgang des inländischen Angebots. So erklärte Tata Steel an seinem Ijmuiden-Werk den Notfall, was zu einer Umverteilung der Aufträge an andere europäische Anbieter führte.
Ergänzend dazu hat Salzgitter kürzlich den Ausnahmezustand (Force Majeure) für die Lieferung von Stahl-Coils erklärt, was die angespannte Versorgungslage weiter verschärft.
Am Montag gab ArcelorMittal bekannt, dass in Frankreich ein umfangreiches Wartungsprogramm durchgeführt wird. Dieses Vorhaben sieht vor, einen Hochofen in Dünkirchen für 90 Tage stillzulegen.
EU-Schutzmaßnahmen
Parallel zu den Preisanstiegen sorgen auch Neuigkeiten um die Import-Schutzmaßnahmen der Europäischen Kommission für Gesprächsstoff.
Nach einer im Dezember initiierten Überprüfung der Stahl-Schutzkontingente hat die Kommission Änderungen vorgeschlagen, die allerdings hinter den Forderungen der europäischen Stahlvereinigung Eurofer zurückbleiben.
So schlug die Kommission vor, die jährliche Liberalisierungsrate der Zollkontingente (TRQ) von 1 % auf 0,1 % zu senken und gleichzeitig strengere Importlimits einzuführen. Zudem sollen künftig bis zu 65 % der zuvor umverteilen Importe aus Russland und Belarus entfallen.
Den Stahlherstellern zurechenbare Marktteilnehmer kritisieren jedoch, dass die vorgeschlagenen Quotenreduktionen zu moderat ausfallen und den Zustrom billiger Importstähle kaum eindämmen. Stimmen aus Deutschland und Italien bezeichnen die Maßnahmen als „nicht signifikant“ bzw. „eine extrem schwache Reaktion“.
Ausblick
Die Kombination aus gestiegenen Preisen, internen Versorgungsproblemen und zu milden Schutzmaßnahmen der EU sorgt derzeit für eine angespannte Marktsituation.
Während kurzfristig höhere Preise und eine bessere Lage für europäische Stahlproduzenten zu beobachten sind, bleibt abzuwarten, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen langfristig einen nachhaltigen Einfluss auf den Stahlimport und den EU-Stahlmarkt haben werden.