Engpässe bei Betonstahl - Polen springt als Lieferant ein

Deutschland: Anhaltende Versorgungsengpässe prägen den Markt
Die deutschen Betonstahlhersteller hatten seit Jahresbeginn wiederholt mit Produktionsstörungen (zu hohe Strompreise, havarierte Müdener Moselschleuse) zu kämpfen. Viele Werke haben die Produktion heruntergefahren oder komplett eingestellt. Die andauernden Produktionsstopps haben das Angebot eingeschränkt. Dies führte zu ausgelieferten Preisen von etwa 660 Euro pro Tonne.

Polen – Deutschland: Eine Umkehr der Handelsströme
Aufgrund der ausgeprägten Produktionsprobleme in Deutschland ist das Angebot an importiertem Betonstahl (Rebar) für den polnischen Markt stark zurückgegangen. Gleichzeitig erschwert ein schwächerer Zloty den Einkauf von Rebar aus dem Ausland, da die Importkosten dadurch steigen.

Diese Faktoren haben dazu geführt, dass polnische Produzenten ihre strategische Position neu ausrichten: Polen bediene inzwischen den deutschen Markt mit eigenen Rebar-Lieferungen, meldet Fastmarkets.

Mann liefert polnischen Betonstahl an deutschen Käufer

Dabei gewinnt Polen zunehmend an Bedeutung als Lieferant, da die inländische Produktion – trotz eigener Herausforderungen – in der Lage ist, den entstandenen Engpass in Deutschland teilweise auszugleichen. Der Umkehrprozess ist ein bemerkenswertes Zeichen für die Flexibilität des Marktes: Anstatt wie Ende 2024, als deutscher Betonstahl zu Preisen von 590 Euro in Polen landete, fließt nun ein Teil des Betonstahls von Polen nach Deutschland.

Diese Umstellung schafft jedoch auch neue Herausforderungen, etwa hinsichtlich der Preisgestaltung, Logistik und der Qualitätssicherung, die beide Märkte eng miteinander verknüpfen. Zudem machen Wechselkursschwankungen und regionale Unterschiede die Lage für deutsche Käufer nicht immer ganz einfach.

Nordeuropa: Preissteigerungen trotz schwacher Nachfrage
Im nordeuropäischen Raum liegt der durschnittliche Betonstahlpreis zum Ende des 1. Quartals 2025 bei 630 Euro pro Tonne nach 628 Euro zu Jahresbeginn. Im Vergleich zum Tiefpunkt Anfang November 2024 bei 600 Euro ist der Spotpreis um 10 % höher. Diese Preissteigerung ist in erster Linie auf das angespannte Angebot infolge von Produktionsstopps zurückzuführen, während die Nachfrage nach wie vor gering bleibt.

Laut unbestätigten Meldungen waren Betonstahlhersteller in der Lage im frühen April Preiserhöhungen von 10-20 Euro je Tonne durchzusetzen.

LME Türkei Betonstahlkontrakt sinkt
Der LME Steel Rebar FOB Turkey-Kontrakt für Mai 2025 hat einen Preis von 564,50 US-Dollar je Tonne. Anders als in Nordeuropa dominiert hier eine schwache Nachfrage.Sie führt zu sinkenden Preisen. Ende März 2024 hatte der Kontrakt um 20 Dollar höher notiert.