Spotpreis im Fokus: Marktanalyse zu Angebot, Nachfrage und Zöllen

Infografik Stahlmarkt Lage Angebot und Nachfrage bei Warmband

Der europäische Markt für den warmgewalzten Stahl (Hot Rolled Coil, HRC) bleibt ruhig – aber nicht stabil. Die Preise liegen derzeit bei 650 Euro pro Tonne trotz gedämpften Handels und schwacher Endverbrauchernachfrage. Angebotsseitige Faktoren deuten darauf hin, dass es zu einem weiteren Preisauftrieb kommen wird.

Zu knappes Angebot triggert sofort Preissteigerungen

Stahlhersteller und Service-Center melden geringe Verfügbarkeit für das zweite Quartal. Einige Anbieter versuchen bereits, höhere Preise für Juni-Lieferungen durchzusetzen. Die Abnehmer halten sich jedoch zurück.

Laut einem Stahl-Service-Center in Deutschland ist der Handel seit Monaten unterdurchschnittlich. "Die Lagerbestände sind niedrig, aber passen zur aktuellen Nachfrage. Wenn die Nachfrage nur leicht steigt oder das Angebot weiter sinkt, könnten die Preise weiter steigen", sagt der Manager zu Fastmarkets.

Die reduzierte Produktion bei Salzgitter sowie die dreimonatige Wartung bei ArcelorMittal Dunkirk schränken das Angebot an Flachstahl spürbar ein. Beide Faktoren führen dazu, dass weniger Material auf den Markt gelangt – ein klassisches Szenario für steigenden Preisdruck.

Hinzu kommt: Die EU-Safeguards (Handelsschutzmaßnahmen) schränken die Einfuhren von HRC ein. Das ohnehin knappe Inlandsmaterial wird dadurch zusätzlich belastet, während Importalternativen fehlen. Insgesamt entsteht ein Angebotsdefizit, das selbst bei unveränderter Nachfrage die Preise steigen lässt.

Nachfrage bröckelt wegen Autozöllen

Sollten die von den USA verhängten Automobil-Zölle in Kraft bleiben, könnte dies zu einem Rückgang der Nachfrage führen. Weniger Autoverkäufe bedeuten, dass mehr Hot-Rolled Coil (HRC) – ein essenzielles Vormaterial für den Fahrzeugbau – auf den Spotmarkt gelangt.

Diese Verschiebung kann vom knappen Angebot hervorgerufene Preissteigerungen hinauszögern. Die Folge wäre. dass der Aufwärtstrend der Stahlpreisentwicklung bei rund 650 Euro je Tonne pausiert.

Derweil hat das Weiße Haus per Ad-hoc Meldung Smartphones, Computer und andere technische Geräte von den hohen Zöllen ausgenommen. Die Ausnahme seien erfolgt, weil Präsident Trump den Unternehmen Zeit geben wolle, ihre Produktion in die USA zu verlagern.

Branchen wie die Automobilindustrie stehen weiterhin unter Druck. Hier wird es aller Voraussicht nach nicht zu einer raschen Rücknahme der Zölle kommen. Möglicherweise kann die EU-Kommission jedoch in Verhandlungen mit der US-Regierung die Zöllen verringern.

Fazit: Preis anfällig für schnelle Bewegung

Der aktuelle Warmbandpreis von 650 €/Tonne ist eine Momentaufnahme. Wegen der knappen Angebotslage sind höhere Preise wahrscheinlich.

Rufen die Autohersteller weniger der für sie von den Stahlwerken für sie reservierten Mengen ab, landet dieser Stahl auf dem Spotmarkt. Das Angebot erholt sich etwas. Die Mengen dürfte aber insgesamt nicht ausreichen, um den von der Stahlherstellern und den EU-Safeguards verknappten Markt zu entlasten.