Stahl Entwicklung 2025 / Stahlpreis Prognose 2026
Im Dezember 2025 zeigt sich ein auffälliges Auseinanderlaufen (Anomalie) zwischen dem Stahlpreis für Warmband (Hot-rolled Coil) und dem Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes. Während der PMI am sinken ist und sich von der Wachstumsschwelle bei 50 Punkten wegbewegt, steigt gleichzeitig der Warmbandpreis.
"Was für eine Bescherung, mag man angesichts des weiteren Abschwungs im Verarbeitenden Gewerbe ausrufen", kommentiert die Hamburg Commercial Bank den Flash PMI vom 16. Dezember. Der Index hat sich entgegen den Erwartungen das zweite Mal in Folge abgeschwächt und liegt nun mit 47,7 Punkten noch tiefer im Schrumpfungsbereich.
Historisch verlaufen Warmbandpreis und PMI meist im Gleichklang, wobei der PMI häufig als Frühindikator für die Stahlpreisentwicklung diente. Die aktuelle Situation stellt daher eine Abweichung vom üblichen Muster dar: Die Preiserholung am Stahlmarkt erfolgt trotz einer sich weiter eintrübenden industriellen Stimmung.
Diese Entwicklung zeigt an, das der Anstieg der Stahlpreise in den letzten Monaten nicht nachfrageseitig, sondern vor allem angebotsgetrieben ist. EU-Instrumente wie der CO₂-Grenzausgleich (CBAM) und der verschärfte Nachfolgemechanismus der Safeguards steigern die Stahlpreise.
Marcegaglia-Chef Antonio Marcegaglia rechnet damit, dass die EU-Stahlimporte im nächsten Jahr um bis zu 40% sinken. Gleichzeitig geht er von einer Belebung der Nachfrage für Stahlerzeugnisse aus. Demzufolge müsste sich der PMI in den nächsten Monaten erholen. Tatsächlich gaben die meisten befragten Einkäufer an, dass sie trotz der alarmierenden Stimmung mit Zuversicht ins Jahr 2026 schauen.
Entsprechend würde sich die Anomalie im ersten, spätestens im zweiten, Quartal 2026 mittels Anstieg des PMI über das Hoch vom September 2025 bei 49,5 Punkten auflösen. Gleichzeitig würde der Warmbandpreis weiter steigen oder mindestens seitwärts verlaufen. Ein deutlicher Rückgang der Stahlpreisentwicklung 2026 ist in diesem Szenario ausgeschlossen.
