Europas Wachstumswüste ist Sorgenkind der Stahlkonjunktur
Die Wolken über der europäischen Stahlkonjunktur verdunkeln sich. Ursache sind selbszufriedene Regierungen in Berlin, Paris und Rom. Frankreich und Italien sind die kranken Männer Europas, während Europa der kranke Mann der Weltwirtschaft ist, wie ein aktueller Konjunkturbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt.Italien ist der zweitgrößte Stahlproduzent der EU und seit 15 Jahren eine Wachstumswüste. Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Die OECD erwartet für 2014 ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,4 Prozent. 2015 soll das italienische Bruttoinlandsprodukt (BIP) hauchdünn um 0,1 Prozent zulegen.
Für die Stahlkonjunktur ist die nicht enden wollende Stagnation eine Hiobsbotschaft, wird doch in Italien mehr Stahl produziert als in Frankreich. Die französische Wirtschaft soll dieses Jahr um 0,4 Prozent und nächstes Jahr um 1,0 Prozent wachsen.
Deutschland, der größte EU-Stahlproduzent, wird 2014 und 2015 lediglich 1,5 Prozent schaffen. Das ist deutlich wenige als bisher von Volkswirten veranschlagt wurde. In den drei größten Volkswirtschaften des Euroraums wären höhere Wachstumsraten möglich, würden sich die Regierungen endlich an Struktureformen herantrauen, sagen die Forscher.
Auf den Stahlmärkten in Übersee läuft es deutlich besser. Die US-Wirtschaft wird den OECD-Prognosen zufolge um 2,1 Prozent (2014) und 3,1 Prozent (2015) zulegen, während China bei 7,4 Prozent und 7,3 Prozent liegt. Hinter die Stahlkonjunktur in China machen Beobachter jedoch ein großes Fragezeichen.
Im Reich der Mitte geht die Rohstahlproduktion derzeit zurück, was die Folge eines übersättigten Immobilienmarktes ist. Darüber hinaus stellt Peking die Wirtschaftsleistung auf ein breiteres Fundament, in dem es den inländischen Konsum ankurbele. Beides gehe zu Lasten der chinesischen Stahlkonjunktur.