Stahlpreise und Stahlmarkt im Mai 2016 - Roundup 15

26.05.16

Stahlpreise und Stahlmarkt im Mai 2016 - Roundup 15

Während die Europäer grübeln, wie sie ihre Stahlindustrie von unter den Herstellungskosten produziertem Stahl aus China schützen, schreiten die Amerikaner zur Tat. Das US-Handelsministerium verhängt neue Strafzölle. Die EU-Kommission kann nicht in gleicher Weise agieren, weil es sonst zu einem Handelskrieg mit China kommen könnte.

Nachdem die USA in der letzen Woche ein Importsteuer von 522% auf chinesischen kalt gewalzten Stahl verhängt haben, werden nun Strafzölle auf korrosionsbeständige Stahlprodukte eingeführt. Interessanterweise haben die Amerikaner nicht nur die Chinesen auf dem Kieker. Es werden auch Strafzölle auf die Produkte von zwei italienischen Stahlherstellern verhängt (Acciaieria Arvedi, Marcegaglia).

Dass Europäer von Anti-Dumping-Maßnahmen der Amerikaner betroffen sind, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Stahlbranche in Europa von Staatsbeihilfen und subventionierten Krediten profitiert. Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass die Demokraten im US-Handelsministerium besonders protektionistisch sind und dazu neigen, Wettbewerber aus dem Ausland überzuregulieren.

Glasklarer Vertragsbruch

"Die globalen Überkapazitäten im Stahlbereich sind eine große Sorge für die Europäer", sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker laut dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten auf dem G7-Gipfel in Japan. "Wir haben klar gemacht, dass wir unsere Schutzmechanismen im Handel ausweiten werden". Die EU-Kommission wolle als nächstes einen Bericht über die Auswirkungen einer Einstufung Chinas als Marktwirtschaft vorlegen, kündigte Juncker an.

China hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bereits mit Vergeltungsmaßnahmen gegen die deutsche Wirtschaft und ihre Autobauer gedroht. Hintergrund ist das Vorhaben der EU, China die vertraglich zugesicherte Anerkennung als Marktwirtschaft zu verweigern. Die EU hält sich oft nicht an Verträge, wie die Euro-Rettungspolitik zeigt. Beginge man nun auch Vertragsbruch gegenüber einem Nicht-EU-Land, hätte das aber eine neue Qualität.