Stahlpreise und Stahlmarkt: Mittwoch, 20. Juli 2016

Deutschlands Stahlkonjunktur läuft wegen der gut aufgestellten Automobilindustrie und der robusten Bautätigkeit gut. Die Lager der Stahl-Service-Center seien zur Hälfte gefüllt, es gebe keine Engpässe bei der Verfügbarkeit von Stahl, heißt es in einem aktuellen Stahlbericht der Metallberatungsgesellschaft MEPS. Im Juli seien die Stahlpreise für Walzstahlerzeugnisse nur geringfügig gesunken.

Insgesamt habe sich in Europa die Nachfrage nach Walzstahl im Juli verringert, berichtet MEPS. Stahlverarbeitende Unternehmen hätten genug Stahl auf Lager, um durch den Sommer zu kommen. Stahleinkäufer zögerten mit Bestellungen, weil sie im Verlauf des zweiten Halbjahres mit etwas sinkenden Stahlpreisen rechneten.

Es handelt sich aber ganz offenbar nicht um einen Käufermarkt. Die Abnehmer von Stahlprodukten müssten auf der Hut sein, weil die von der EU-Kommission verhängten Schutzzölle auf Importstahl die Stahlpreise nicht allzu tief sinken lassen dürften. Überdies ist mit der Verhängung neuer Schutzzölle auf weitere Stahlsorten zu rechnen.

"Ich sehe keinen plausiblen Grund für eine Fusion mit Tata Steel", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" Wilhelm Segerath, Konzernbetriebsratschef von ThyssenKrupp. Die Stahlsparte von ThyssenKrupp gehöre zu den besten Stahlkonzernen in Europa, weshalb Überlegungen für eine Fusion der Stahlsparte von Tata Steel nicht sinnvoll seien. "Ich sehe nicht ein, warum hier Anlagen und Standorte geschlossen werden sollten. Das würde zu Widerstand führen", so Segerath.

Konzernchef Heinrich Hiesinger müsse sich nun einmal fragen lassen, warum er immer wieder Spekulationen über eine Fusion mit Tata Steel ins Kraut schießen lasse, aber nie etwas Konkretes vorweisen könne, sagen Kritiker. Der Vorstand lässt seit einem halben Jahr die Gerüchteküche brodeln und hatte bereits bei der strategischen Unternehmensausrichtung in der Vergangenheit nicht überzeugen können, wie die Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA zeigen.