Stahlpreise und Stahlmarkt: Montag, 12. September 2016
Die EU könnte ihr Konjunkturprogramm (sog. Juncker-Plan) aufstocken, auch um der heimischen Stahlindustrie Luft zum atmen zu verschaffen. Frankreichs Präsident François Hollande spricht sich auf einem Südeuropa-Gipfel in Athen für ein Wachstumsprogramm aus. Österreichs Bundeskanzler Christian Kern schließt sich dieser Forderung nun an.Um Europa wieder zu einem "Kontinent der Hoffnung" zu machen, müssten die öffentlichen Investitionen in der EU massiv erhöht werden, schreibt Kern in einem Beitrag für die Zeitung "Frankfurter Allgemeine". Österreichs Regierungschef sagt auch gleich, was ihm vorschwebt. Die von der EU-Kommission vorgesehenen Mittel von 315 Milliarden Euro müssten mehr als verdoppelt werden.
Kritiker meinen, eine solche Aufstockung sei weder für die Wirtschaft, noch für die Stahlindustrie zielführend:
- Viele EU-Länder, vor allem die im Süden, seien nicht bereit durch Strukturreformen entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, so dass ein öffentliches Wachstumsprogramm den Stein bei den vor sich hin darbenden privaten Investitionen ins Rollen bringen würde.
- Im Bereich der Schwerindustrie würden mit einem von der öffentlichen Hand entfachten Konjunktur-Strohfeuer notwendige Anpassungsprozesse aufgeschoben, nicht aber aufgehoben.
Stahlmanager, wie der Chef von Thyssenkrupp, Heinrich Hiesinger, würden bei denen von ihnen angestrebten Plänen zu Zusammenschlüssen in der Branche zurückgeworfen. Jene, die mit dem Staat einen stabilen Ankeraktionär haben und auf Selbständigkeit pochen wie Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann, wären die Gewinner einer Aufstockung des EU-Konjunkturprogramms.