Verliert die deutsche Stahlindustrie den Zugang zur USA?

Das ist beinahe ein Stahlkrieg, der sich zwischen Europa und den USA abspielt. Beide Seiten kämpfen mit harten Bandagen. Das US-Handelsministerium wird in dieser Woche mitteilen, ob Stahlimporte die nationale Sicherheit der USA gefährden. Die EU-Kommission droht bereits mit Gegenmaßnahmen. Trump soll nach übereinstimmenden Medienberichten zur Eskalation fest entschlossen sein.

Dass der US-Handelsminister Willbur Ross seine Deutschland-Reise aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig absagte, war bereits ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die Aktienkurse der US-Stahlproduzenten U.S. Steel und AK Steel seien im Lichte von Erwartungen einer vorteilhaften Erklärung der Trump-Regierung zur Handelspolitik gestiegen, berichtet der Finanzsender CNBC.

Hintergrund: Trump hat Ende April angeordnet, zu untersuchen, ob im Ausland produzierter Stahl, der in den USA verkauft wird, die nationale Sicherheit gefährdet. Das soll nun offenbar bejaht werden. Damit wäre der Weg frei für höhere Strafzölle vor allem auf chinesische Stahlimporte, aber eben auch auf Stahlimporte aus der EU.

EU will kontern

Sollten die USA unter Berufung auf die nationale Sicherheit allgemeine Einfuhrbeschränkungen für europäische Stahlunternehmen einführen, wäre das "sehr schlecht" und "ungerechtfertigt". Europa werde in diesem Fall kontern. "Wie genau und zu welchem Zeitpunkt werde ich nicht sagen, aber wir werden Vorbereitungen treffen", erklärt EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström.

"Langfristig ist dieser Protektionismus definitiv ein Risiko für das Produzierende Gewerbe in den USA", sagt Aldo Mazzaferro, Managing Director bei der Investementbank Macquarie. Wenn man ausländischen Firmen von US-Stahlmarkt ausschließe, leider darunter die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen.

Die Erkenntnis lässt sich eins zu eins auf Deutschland übertragen. Dort hat die Stahllobby einen großen Hebel und konnte die Politik dazu drängen, Strafzölle anzuordnen. Dadurch müssen Stahlverarbeiter, die in einem viel intensiveren globalen Wettbewerb stehen als die protegierten Stahlunternehmen, höhere Stahlpreise bezahlen. Dadurch sinken Gewinnmargen und Wettbewerbsfähigkeit.

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