Stahlpreise und Stahlmarkt: Montag, 23. Oktober 2017
"Noch recht wenig Beachtung findet dagegen der erstaunliche Höhenflug der chinesischen Stahlpreise in diesem Jahr, der die Stahlmärkte weltweit anschiebt", berichtet der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Der meistgehandelte Betonstahlkontrakt in Shanghai stieg zwischen Januar und September um mehr als 30% von 2.988 Yuan (411 Euro) auf 4.019 Yuan (515 Euro). Chinesisches Warmband verteuerte sich um 21% auf 4.300 Yuan (549 Euro).Chinas hohe Stahlkapazitäten haben, anders als von der europäischen Stahllobby prognostiziert, die Stahlpreise in Europa nicht in den Keller rauschen lassen. Tatsächlich hat es Peking bisher vermocht, durch Konjunkturprogramme und Projekte wie "Neue Seidenstraße" die inländische Stahlnachfrage entgegen den Erwartungen zu erhöhen. Darüber hinaus wirken EU-Importzölle auf chinesische Stahlprodukte.
Im ersten Vierteljahr 2017 kam es zu einem kräftigen Anstieg der Stahlpreise in Europa, der viele Stahlverarbeiter auf dem falschen Fuß erwischte. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt. So sank der Stahlpreis für Warmband aus westeuropäischen Hochöfen seit März 2017 von 572 Euro auf zuletzt 540 Euro je Tonne. Hinzu kommt: Die Entwicklung des Auftragseingangs und die Investitionsabsichten der im Produzierenden Gewerbe tätigen Unternehmen legten deutlich stärker zu als erwartet.
Deutsche Stahlverarbeiter haben es zwar weiterhin schwer höhere Preise bei ihren Kunden durchzusetzen, wie man den Einkaufsmanager-Daten von IHS Markit entnehmen kann. Die geringeren Margen machen viele Unternehmen aber über die Menge weg. Diese Situation ist nicht ganz ungefährlich. Käme es zu einem plötzlichen Konjunktureinbruch, stünden viele Stahlverarbeiter mit sehr hohen Kapazitäten da.