Stahlpreise und Stahlmarkt: Dienstag, 10. Juli 2018
EU schottet Stahlmarkt abDie sich abzeichnende Abschottung des EU-Stahlmarktes gegen Importstahl zeigt ihre Wirkung. Neben dem Stahlpreis für warmgewalzten Stahl (Hot-Rolled Coil, HRC) findet im Segment Kaltband (Cold-Rolled Coil, CRC) eine Preissteigerung statt. Die Stahlpreise für Kaltband aus europäischer Produktion seien zum Halbjahreswechsel trotz eines ruhigen Marktes gestiegen, meldet Metal Bulletin.
Es handelt sich Mikromanagement der Beschaffungsmärkte mit planwirtschaftlichen Zügen, was der EU-Kommission da vorschwebt. Sie will Strafzölle auf jenen Teil des Importstahls erheben, der über den angestammten/historischen Importmengen liegt. Das ist ganz nach dem Geschmack der europäischen Stahlhersteller. Entsprechend positiv fallen die Reaktionen der Stahllobby aus.
Das Problem: Das Verhalten der wirtschaftlichen Akteure und ihr daraus resultierende Stahlbedarf lässt sich nicht genau vorhersagen und schon gar nicht planen. Wer die Höhe von zollfreien Importmengen festlegt, steht mit der Marktwirtschaft daher etwas auf Kriegsfuß.
Keine Beweise für Umlenkungseffekte
Ein weiterer Schwachpunkt in der Argumentation der Stahllobby ist die Lage auf dem US-Stahlmarkt. Von Trumps Strafzöllen ist chinesischer Stahl kaum betroffen, sondern vor allem Stahl aus Kanada und Mexiko. Insofern kann auch erst einmal kein zusätzlicher Stahl aus China auf den EU-Stahlmarkt umgelenkt werden.
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl verweist auf erste Umlenkungseffekte, da die Stahlimporte in die EU in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich gestiegen seien.
Hinter dem höheren Stahlimporten dürften aber nicht Trumps Stahlzölle stecken, sondern die kräftige Industriekonjunktur. Sie erreichte zum Jahreswechsel ihren Höhepunkt. Aus dem Produzierenden wurde sehr viel Stahl nachgefragt, um den hohen Auftragsbestand abarbeiten zu können. Inzwischen hat sich die Konjunktur aber spürbar abgekühlt.