Schrottpreise und Schrottmarkt im Januar 2022

03.01.22

Schrottpreise und Schrottmarkt im Januar 2022

Der Schrotthandel blickt frohen Mutes ins neue Jahr. Im letzten Jahr verdiente die Branche gut. Der Stahlneuschrottpreis kletterte von 254 Euro auf 455 Euro je Tonne (+79%). Stahlwerke setzten dem BDSV zufolge wegen stark gestiegenen Eisenerzpreisen mehr Schrott ein.

Dem wirtschaftlichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft ging zwar zum Jahresende die Puste aus. Gleichwohl blieb die Schrottpreisentwicklung 2021 im Schlussquartal aufwärtsgerichtet.

Diagramm Schrottpreisentwicklung Deutschland 2021

Forderungen der Stahlwerke nach tieferen Schrottpreisen laufen wegen gestiegenen Exportpreisen ins Leere. Von den türkischen Schrottpreisen erwarte man, dass sie im ersten Quartal 2022 hoch blieben, meldet Platts.

Der türkische Exportpreis für homogenen Eisen- und Stahlschrott (Heavy Melting Steel, HMS 1/2) lag per 31. Dezember 2021 bei 463 US-Dollar cfr. 2020 hatte der Exportpreis im Jahresmittel 287 Dollar betragen.

Geringes Neuschrottaufkommen

Die sich zuspitzenden Lieferkettenprobleme der Industrie zusammen mit einer steigenden Rohstahlproduktion entladen sich in hohen Neuschrottpreisen.

Deutschlands Industrieunternehmen produzieren nicht so viel wie sie könnten. Der frühere ifo-Präsident Hans-Werner Sinn spricht von 40 Milliarden Euro, die wegen Lieferkettenproblemen und Produktionsstopps an Umsätzen fehlten.

In Folge verringerte sich das Neuschrottaufkommen. Die Schere zwischen Neuschrott- und Altschrottpreise sei weit auseinander gegangen, stellte die die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) gerade auf ihrer Jahrestagung fest.

"Die (Schrottpeis-) Prognosen für Januar sind sehr vage", meldet Euwid Recycling Entsorgung. Zu den Lieferkettenproblemen und der verschärften Pandemielage komme eine Währungskrise in der Türkei.

Stahlhersteller schlucken Schrotthändler

In den USA gehen Stahlhersteller inzwischen kurzerhand dazu über, Schrotthändler aufzukaufen. Sie wollten sich auf diese Weise eine unterbrechungsfreie Belieferung mit hochwertigem Stahlschrott sichern, berichtet Platts.

Mit dieser in der Fachsprache genannte vertikalen Integration hat die Branche bereits Erfahrung. Die großen Stahlproduzenten hatten bereits vor Jahren Bergbauunternehmen gekauft, um sich vor Preisspitzen bei Eisenerz zu wappnen.

Der Schuss geht nach hinten los, alsbald die Schrottpreise bzw. Eisenerzpreise merklich fallen. Dann bezahlen Stahlhersteller ihren eigenen Schrotthändlern und Bergbauunternehmen aufgrund von langfristigen Lieferverträgen höhere Preise als bei der Beschaffung über externe Anbieter.