Nachfrage steigt: Hersteller setzen hohe Stahlpreise durch

28.04.22

Nachfrage steigt: Hersteller setzen hohe Stahlpreise durch

Stahlhersteller warten mit ruhiger Hand ab, und so sinkt der Warmbandpreis am Spotmarkt lediglich 5 Euro auf 1.305 Euro je Tonne ex-works Ruhr. Stahlabnehmer müssen die Lager aufstocken. Deutliche Rückgänge der Stahlpreise um 50 Euro oder mehr pro Woche sind wegen der steigenden Nachfrage nicht drin.

Von der Automobilindustrie nicht abgerufenen Stahl können die Hersteller in den Export geben. Der auf 1,05-1,06 abgestürzte Euro-Dollar-Wechselkurs macht Ausfuhren in die USA lukrativ. Die Amerikaner nutzen wiederum ihren harten Dollar, um immer mehr Stahl zu importieren.

Im März erhöhten sich die Stahleinfuhren um 31% auf 2,8 Millionen Tonnen, teilt das US-Handelsministerium mit. Die Importe von Warmband waren sogar um 70% höher als im Februar 2022. Beim Verkauf von Flacherzeugnissen an US-Kunden haben deutsche- und niederländische Stahlhersteller in Europa die Nase vorn.

Allerdings ist der weiche Euro ein zweischneidiges Schwert: Würde er wie im letzten Jahr einen Wert von 1,20 US-Dollar annehmen, könnten die Stahlwerke günstiger Eisenerz, Kohle, Öl, Gas und weitere Vormaterialien, die am Weltmarkt in Dollar zu bezahlen sind, kaufen. Die inländischen Stahlpreise wären tiefer.

Wer sitzt am längeren Hebel?

Überdies sind die Mengen, die in den Export gehen, gegenüber dem heimischen Absatzmarkt überschaubar. Und hier findet gerade ein Pokerspiel statt: Die Stahlhersteller haben die besseren Karten: "Ich gehe davon aus, dass die Käufer als erstes zur Aufstockung ihrer Lagerbestände auf den (Spot-)Markt zurückkehren", zitiert Platts einen Stahlhändler.

Die Hersteller sind hingegen in der komfortablen Lage abwarten zu können. Sie haben keine Eile die Stahlpreise deutlich zu senken, um die Nachfrage anzukurbeln. Man gehe davon aus, dass die Stahlnachfrage (trotz der immer noch sehr hohen Preise) in den kommenden Wochen steige, heißt es denn auch aus Kreisen der Stahlhersteller. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Warmband ist aktuell mit 1.305 Euro 36% höher als vor Kriegsausbruch in der Ukraine.

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