Steigen die Stahlpreise noch einmal 50%?

Die Krise in der Stahlbranche steht davor zu eskalieren, als die Bundesregierung nicht länger einen sofortigen Importstopp von russischem Gas und Öl ablehnt. Vor "dauerhaften Arbeitsplatzverlusten" und "gravierenden wirtschaftlichen Schäden" warnt die Wirtschaftsvereinigung Stahl (WS). Wie reagieren die Stahlpreise?

Im Kreise der EU-Minister müsse ein Stopp der Gaslieferungen wegen den Gräueltaten des russischen Militärs "miteinander besprochen werden", sagte Verteidigungsministerin Lambrecht in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

"Ein möglicher Lieferstopp für russisches Erdgas könnte existenzbedrohende Folgen für die energieintensive Industrie in Deutschland haben", gibt die WS zu bedenken. Wirtschaftsminister Habeck sieht das ähnlich. Auch er lehnt einen Gasstopp ab.

Stahlpreise

Die Stahlpreise für Flachstahl haben seit dem Ausbruch des Kriegs bereits um 44% zugelegt. In Deutschland und Frankreich kletterte der Warmbandpreis laut Steel Benchmarker zwischen 14. Februar und 28. März 2022 von 982 Euro auf 1.412 Euro je Tonne. Beim Betonstahlpreis gab es eine Steigerung von 52%.

Ein Gasstopp würde die Lage auf dem bereits unterversorgten Stahlmarkt weiter verschlechtern. Folge: Die Angebotsverknappung würde die Stahlpreise auf dem Spotmarkt in ungeahnte Höhe treiben. Eine Rezession bräche herein, als der Anteil der Industrie an der deutschen Wirtschaftsleistung mit knapp 20% im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch ist.

"Eine nachhaltige Entspannung ist erst einige Monate nach Kriegsende wahrscheinlich oder wenn sich eine nachhaltige Rezession abzeichnet", sagt die Deutsche Industriebank (IKB) mit Blick auf die Stahlpreise.

Es könnte ähnlich ablaufen wie 2021, als die Stahlpreise zur Jahresmitte auf Rekordhochs geklettert waren, und in der zweiten Jahreshälfte um 20-30% sanken.