Hohe Stahlpreise - schwache Wirtschaft: Geht das gut?

04.05.22

Hohe Stahlpreise - schwache Wirtschaft: Geht das gut?

Die Meinungen über die weitere Entwicklung der Stahlpreise gehen auseinander. Klöckner & Co rechnet mit anhaltend hohen Stahlpreisen und guten Gewinnen. Das steht im Kontrast zu den Geschäftsaussichten in der Industrie und den Stahlexperten von Fasmarkets. Die haben einen "dramatischen Rückgang" der Warmbandpreise in der letzten Woche festgestellt.

Der Stahlpreis für Warmband am Spotmarkt war 1.275 Euro je Tonne ex-works Ruhr am 29. April (Platts). Daran dürfte sich in den letzten Tagen wenig geändert haben. "Die Preise für warmgewalzten Stahl in Europa waren am Dienstag, dem 3. Mai, weitgehend stabil." Die Aussichten blieben düster, geht aus einer Einschätzung von Fasmarkets hervor.

Tatsächlich haben Stahlverkäufer Schwierigkeiten ihre offiziellen Listenpreise durchzusetzen. Laut Marktteilnehmern gewähren sie Preisabschläge. Warmgewalzter Stahl könne bereits ab 1.200 Euro gekauft werden. Das sind zwar immer noch 240 Euro mehr als vor dem Beginn des Kriegs in der Ukraine. Die Rekordstände von Ende März bei 1.425 Euro sind inzwischen aber ein gutes Stück entfernt.

Stahlpreis Diagramm Warmband bis Ende April 2022

Klöckner & Co. verdiente im ersten Quartal 2022 doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das wird schwer zu wiederholen. Zum einen kühlt sich die Konjunktur auf dem für den Duisburger Stahlhändler wichtigen US-Markt ab. Die amerikanische Notenbank ist dabei die Leitzinsen zu erhöhen, um konjunkturellen Dampf rauszunehmen, was die hohe Inflation senken soll. In Europa ist die Lage ebenfalls schwierig.

Horten und Hamsterkäufe

"Deutschlands Hersteller starteten schwächer ins zweite Quartal", meldet der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Beim Geschäftsausblick herrsche nach wie vor Pessimismus, der sich gegenüber dem Vormonat sogar noch verstärkt habe, heißt es im neuen Einkaufsmanager-Bericht vom BME und S&P Global.

Weil die Stahlpreise hoch sind, verdienen Stahlhersteller und Händler gut. Die hohen Stahlpreise sind aber nicht die Folge einer "gesunden" Stahlnachfrage und eines guten konjunkturellen Ausblicks. Stahl verarbeitende Unternehmen stocken ihre Lagerbestände massiv auf. Die Vormateriallager stiegen dem BME zufolge auch im April stark und bereits den siebten Monat in Folge.