Talfahrt der Stahlpreise in den letzten Zügen

Der Spielraum für tiefe Stahlpreise ist nach Einschätzung der Metallberatungsgesellschaft MEPS begrenzt: "Weltweit rechnen die Stahlhersteller mit einer längeren Phase überhöhter Energiekosten." Überdies stünden Investitionen in grüne Technologien an. Beides werde dazu beitragen, dass die Stahlpreise auf "erhöhten Niveaus" verbleiben.

Der Stahlpreis für in Deutschland und Frankreich hergestelltes Warmband sank zwischen dem 28. März und 23. Mai 2022 von 1.412 Euro auf 1.052 Euro (-25%). In den vorangegangen zwei Monaten war die von Steel Benchmarker im 2-Wochen-Rhythmus erhobene Stahlpreisentwicklung von 918 Euro auf 1.412 Euro (+54%) gestiegen.

Diagramm Stahlpreis Warmband Westeuropa 2015-2022

In einer ersten Reaktion auf den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine kam es zu Panikkäufen. Die Lager der Stahlabnehmer füllten sich bis zum Rand. Anschließend ebbten die Käufe ab, der Stahlmarkt war für einige Wochen wie ausgetrocknet. Schließlich begannen die Preise zu sinken.

Dazu hat neben den vollen Lagern auch der im Vergleich zu europäischen Erzeugnissen deutlich günstiger gewordene Importstahl beigetragen. Die Stahlpreise für Flacherzeugnisse fielen dabei deutlich schneller als die für Langerzeugnisse.

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Mit denen seit Anfang Mai 2022 sinkenden Stahlschrottpreisen wurden auch Erzeugnisse wie Betonstähle, Walzdraht und Baustahlmatten günstiger. Der Stahlpreis für Betonstahl aus nordeuropäischen Hochöfen sank zwischen dem 4. Mai und 25. Mai 2022 von 1.322 Euro auf 1.220 Euro (-8%), zeigen Preisfeststellungen von Fastmarkets.

Zuletzt hat sich die Talfahrt der Warmbandpreise verlangsamt. Das kann als erstes Indiz dafür gesehen werden, dass sich die überhöhten Energiekosten zurückmelden. Überdies sind Lager der Stahlabnehmer nicht mehr bis zum Rand gefüllt. Viele müssen Material für September beschaffen.