Am Stahlmarkt haben die Käufer das Kommando: Sie wollen tiefere Stahlpreise, und so sinkt der Warmbandpreis auf 855 Euro je Tonne frei Werk Ruhr. Stahlhersteller reagieren mit weiteren Preisnachlässen und schalten Hochöfen ab.

"Stahlhersteller betteln um Aufträge und wollen die Produktion so weit wie möglich reduzieren", äußert sich ein Händler gegenüber Platts. Die Nachfrage für Flacherzeugnisse sei immer noch sehr schwach.

Nach ArcelorMittal und Salzgitter hat die Niederlassung von US Steel im slowakischen Kosice einen weiteren Hochofen in Europa abgeschaltet. Damit setzt sich der seit Wochen laufende Trend, die Produktion von Flacherzeugnissen zu verringen, fort.

Hüttenbetreiber haben das Ende der Ferienzeit im Auge. Im September müssen ihre Kunden neuen Stahl beschaffen, so das Kalkül. Bis dahin gilt es durchzuhalten und dem Abwärtstrend der Stahlpreise das Wasser abzugraben. Das dürfte sich schwierig gestalten.

"Die (Stahl-) preise werden im Juli-August wahrscheinlich weiter fallen", erwartet Argus. Eine Umkehrung des Trend sei nur denkbar, wenn es

• zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung in Asien,
• zu einer bedeutenden Entwicklung im Konflikt in der Ukraine,
• oder zu einer unvorhergesehenen Verbesserung der Aktivitäten in den stahlverbrauchenden Sektoren, komme.

Der Warmbandpreis in Italien ist aktuell 790 Euro je Tonne. In Nordeuropa und Italien seien die Warmband-Lagerbestände von Stahl-Service Centern und Distributoren "ziemlich hoch", meldet Fastmarkets. Hintergrund sei die schwache Stahlnachfrage der Endabnehmer.

Die Preisentwicklung des Warmbandkontraktes für Nordeuropa lässt aus der Sicht der Stahlhersteller nichts Gutes erahnen. Der August-2022-Kontrakt fällt auf ein Jahrestief bei 775 Euro je Tonne.

In den vergangenen Monaten hat der Terminmarkt den Preisverfall der Spotpreise stets vorweggenommen.

Sinkende Stahlpreise leeren Kassen von Stahlherstellern