Kräftiger Schluck aus der Pulle trotz sinkenden Stahlpreisen

07.06.22

Kräftiger Schluck aus der Pulle trotz sinkenden Stahlpreisen

Sinkende Stahlpreise bleiben nach Pfingsten allgegenwärtig, und so purzelt der Warmbandpreis auf 970 Euro je Tonne. Eine "anhaltend schwache Nachfrage" drücke die europäischen Warmbandpreise weiter nach unten, meldet Fastmarkets.

Während der Spotmarktpreis noch bei knapp 1.000 Euro liegt, hat sich der Stahlpreis am Terminmarkt bereits unter 900 Euro eingefunden. Der Juli-Kontrakt für nordeuropäisches Warmband notiert aktuell an der CME/Globex bei 893 Euro.

Linienchart Stahlpreis Warmband Juli 2022 Kontrakt

Auf der Verkäuferseite machte sich zuletzt etwas Hoffnung breit, dass es über die Importschiene zu einer Stabilisierung der Stahlpreise kommt. Die indische Regierung hatte auf Flacherzeugnisse Ausfuhrzölle verhängt.

Indien hatte nicht mit aggressiven Preisen in den Markt gedrängt und sei daher nicht von zentraler Bedeutung, zitiert Kallanish einen deutschen Stahlhändler. Japan und Türkei seien hingegen mit ihren "flexiblen Preisen" die "Leithammel" gewesen.

Der Wertverfall der türkischen Lira und des japanischen Yen begünstigt die Stahlexporteure dieser Länder. Ihre Erzeugnisse werden wechselkursbedingt günstiger.

  • Die chronisch schwache türkische Lira hat seit Anfang Mai 2022 um weitere 13% abgewertet.
  • Japans Yen schwächte sich in den letzten drei Wochen gegenüber dem Euro um 6% ab.

Kräftiger Schluck aus der Pulle

"Die Stahlbranche hat seit Monaten volle Auftragsbücher und die Gewinne sprudeln. Darum erwarten die Beschäftigten zu Recht, dass sie angemessen an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt (...) werden", fordert die IG Metall.

8,2% mehr Geld, verlangen die Arbeitnehmer. Angesichts einer Inflation in Deutschland, die zuletzt bei 8% lag, eine nachvollziehbare Forderung. Die seit zweieinhalb Monaten fallenden Stahlpreise dürften hingegen die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer etwas schwächen.

Auf der anderen Seite gilt zu berücksichtigen: Stahlhersteller profitieren von der Inflation: Einerseits konnten sie höhere Verkaufspreise durchsetzen. Andererseits verkleinern sich aufgrund der außergewöhnlich hohen Geldentwertung ihre Schulden.

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