Die Stahlpreise haben ihren Sinkflug beendet. Darauf pochen zumindest die Stahlhersteller. Die aktuelle Preisentwicklung gibt ihnen recht. Warmband wechselt im Schnitt für 852-855 Euro die Besitzer. Das sind 15 Euro mehr im Vergleich zum Halbjahreswechsel. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt.

"Marktkreise gehen von steigenden Handelsaktiviäten Ende Juli aus. Hintergrund ist die Auftstockung der Lagerbestände", berichtet Fastmarkets. Der von dem Rohstoffdienst ermittelte Spotpreis für warmgewalzten Stahl stieg von 840 Euro je Tonne am 11. Juli auf 852 Euro am 15. Juli 2022.

Die Stahlnachfrage für Flacherzeugnisse sei zuletzt leicht gestiegen, berichtet Platts und gibt einen Warmbandpreis von 855 Euro/Ruhr an. Druck auf die Preise zu steigen, kommt auch von der Angebotsseite. Stahlhersteller sind dabei die Herstellung warmgewalzter Erzeugnisse zu drosseln.

Dies geschieht entweder über das Abschalten von Hochöfen in Verbindung mit überdurchschnittlich langen Wartungszeiten. Oder aber man lässt die Produktion auf niedrigster Stufe laufen. So habe beispielsweise ArcelorMittal in Bremen seinen Stahlausstoß von Flacherzeugnissen in diesem Monat ohne Produktionsstop verringert, erfuhr Fastmarkets.

Ein Grund für den bislang nur sehr leichten Anstieg der Stahlpreise dürfte die Gaspipline Nord Stream 1 sein. Sie wird momentan gewartet. In wenigen Tagen werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Sollte Russland die Gaslieferungen wieder aufnehmen, dürfte die hohe Unsicherheit in den Unternehmen etwas sinken.

Stahlabnehmer hätten ein Quäntchen mehr Planungssicherheit. Ohne Gas aus Russland fände sich Deutschland laut Konjunkturexperten sehr rasch in einer Wirtschaftskrise und Rezession wieder. Diese Gefahr wäre bei eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen erst einmal gebannt.

Die Lageraufstockungen von Distributoren und Stahlverwendern könnte nun Fahrt aufnehmen, und mit ihnen der Anstieg der Stahlpreise.

Aktuelle Warmbandpreise je Tonne 11. Juli 2022