Stahlpreise und Stahlmarkt im September 2022
Stahlhersteller wittern die Chance trotz schwacher Stahlnachfrage höhere Preise durchzusetzen, und so klettert der Stahlpreis für Warmbreitband auf 770 Euro je Tonne fort. Angesicht des Tempos, mit dem die Preise aktuell steigen, werden bei Stahlabnehmern Erinnerungen an die Hamsterkäufe des Frühjahrs wach.
Am 24. August 2022 war der Spotpreis für Warmbreitband 700 Euro. Seitdem erhöhte er sich um 20%. So rasch war es zuletzt nach Kriegsausbruch in der Ukraine gestiegn. Damals war die Stahlnachfrage aufgrund von Hamsterkäufen der Stahlabnehmer extrem hoch.
Ein ähnliche Entwicklung, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form, könnte sich in den kommenden Wochen und Monaten abzeichnen.
"Steigen die Preise weiter, könnte sich die Stahlnachfrage etwas erholen", sagt der Mitarbeiter eines Stahlherstellers zu Platts. Stahlabnehmer würden Preisanstiege inzwischen ein Stück weit akzeptieren.
Nur über Break Even
Die Gewinnschwelle für Warmband liegt bei ca. 760 Euro je Tonne. Man werde nun erst einmal abwarten, ob der Markt die gestiegenen Preise akzeptiert. Sollte die Stahlpreisentwicklung eine Rolle rückwärts machen, würde man aufhören, Stahl zu verkaufen, so der Mitarbeiter eines anderen Stahlherstellers gegenüber Fastmarkets.
Wegen des eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Ausblicks erscheint ein weiterer Anstieg der Stahlpreise nur bei Hamsterkäufen möglich. Für Deutschland sei eine Rezession unvermeidlich, warnt Deutsche-Bank-Chef Sewing. Die Globalisierung, von der die exportabhängige deutsche Wirtschaft profitiert, pausiere.
Ginge unter Stahlabnehmern die Angst um, dass die Stahlpreise wegen Gasmangel sowie anhaltend hohen Stromkosten (und trotz schwacher Konjunktur) weiter steigen, würde es Sinn machen jetzt, wo die Preise mit Blick auf die Herstellkosten noch auf Break Even sind, zu kaufen.
Gleichgewichtspreis steigt
Unter den Käufen will man sich diesen Schuh nicht anziehen. "Preise werden immer durch das Angebot und der sich darauf einstellenden Nachfrage bestimmt, niemals durch Kosten", widerspricht ein Distributor.
Das Angebot ist aufgrund der jüngsten Hochofen-Stilllegungswelle am sinken. Die Nachfrage ist hingegen wegen den oben diskutierten Hamsterkäufen etwas aufwärtsgerichtet. Das spricht dafür, dass sich Angebot und Nachfrage zu einem höheren Gleichgewicht einstellen. Die Stahlpreise könnten daher weiter steigen.