Trotz Preishalbierung: Stahlpreise sind immer noch zu hoch
Deutschlands Gaspreisbremse führt zu einem weiteren Rückgang der Stahlpreise, und so kostet Warmband 696 Euro je Tonne per 10. Oktober 2022. Das ist der tiefste Stand seit Anfang 2021 bei der von Steel Benchmarker im 2-Wochen-Rhythmus erhobenen Stahlpreisentwicklung.
Von einem "wichtigen Baustein" für die Industrie spricht die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Unternehmen sollen 70% des Gasverbrauchs des Vorjahres durch den Staat subventioniert werden. Auch der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) begrüßt die Gaspreisbremse.
"Die Weiterleitung der Energiekosten ist derzeit der schwierigste Teil der Verhandlungen – viel härter als das Feilschen um den eigentlichen Stahlpreis", erläuterte WSM-Geschäftsführer Christian Vietmeyer auf dem MBI Stahl Tag.
Die Gaspreisbremse gibt Stahlherstellern einen Teil der seit dem Ukraine-Krieg verlorenen Planungssicherheit zurück. Man kann jetzt besser kalkulieren, zu welchen Kosten sich künftig Stahl herstellen lässt. Anfang September 2022 begann die Gewinnschwelle für Warmbandproduzenten bei etwa 760 Euro. Aufgrund der subventionierten Gaspreise fällt diese Break-Even-Schwelle.
Stahlpreis-Crash
Infolge sinkt der Spotpreis unter 700 Euro. Er hat sich damit mehr als halbiert. Am Ende des 1. Quartal 2022 hatte Warmband bis zu 1.460 Euro gekostet. Die damaligen Hamsterkäufen, die für den Stahlhändler Klöckner & Co. vom Segen zum Fluch wurden (siehe unten), hatten die Stahlpreise nach oben schießen lassen.
Der von Fastmarkets ermittelte Warmbandpreis für Nordeuropa ist 719 Euro per 11. Oktober. Das sind 29 Euro weniger als zu Quartalsbeginn und 55 Euro (-7,1%) weniger gegenüber September.
"Der Markt ist völlig tot", so ein Distributor. "Der Preis spielt momentan keine Rolle. Und in den nächsten drei bis vier Wochen ist kein Aufschwung zu erwarten."
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Klöckner & Co. sieht eine "signifikante Stahlpreiskorrektur". Hohe Lagerbestände wögen auf den Stahlpreisen, meldet der Stahlhändler, dessen Aktienkurs trotz saftiger Gewinne in der ersten Jahreshälfte auf den tiefsten Stand seit November 2020 sinkt.
Zusätzlich wiegen auf der Stahlpreisentwicklung günstige Importe. Warmgewalzter Stahl aus japanischen und taiwanesischen Hochöfen gibt es für 670-680 Euro bis nach Italien geliefert (cfr). Ein indonesischer Stahlhersteller gibt den Flachstahl für 650 Euro cfr italienischer Hafen ab.