Stahlpreise und Stahlmarkt im Februar 2023

06.02.23

Stahlpreise und Stahlmarkt im Februar 2023

Die Stahlpreise für Flacherzeugnisse treten in einen Seitwärtstrend ein, und so kostet warm gewalzter Stahl auf dem Spotmarkt in Deutschland 755 Euro je Tonne. Kalt gewalzter Stahl aus nordeuropäischen Hochöfen verteuert sich um 30 Euro auf 870 Euro gegenüber Ende Januar. Feuerverzinkter Stahl liegt bei 885 Euro (+35 Euro).

Aktuell seien die Stahlpreise für Warmband stabil mit leichter Aufwärtstendenz. Die Autoindustrie sowie weitere Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes produzierten recht ordentlich, sagt ein deutscher Stahlhändler dem Branchendienst Platts. Höre er, dass Stahlhersteller Hochöfen wieder in Betrieb nähmen, sei er jedoch besorgt. Dies könne die Stahlpreise runterdrücken.

Es gebe Signale eines Rückgangs bei den Stahlpreisen für Warmband im 2. Quartal, erfährt Platts von einem deutschen Stahl-Service-Center. "Der Markt ist entspannter, da der Höhepunkt der Wiederaufstockung der Lagerbestände vorbei ist", begründet der Mitarbeiter des Service-Center.

Liniendiagramm Stahlpreis Hot-Rolled Coil Deutschland 2023

Die Stahlpreisentwicklungen für Kaltband (Cold-Rolled Coil, CRC) und feuerverzinkten Stahl (Hot Dip Galvanized Steel, HDG) stehen ebenfalls davor in einen Seitwärtstrend einzutreten. "Das Kaufinteresse an CRC und HDG in Europa war während der letzten Woche begrenzt. Die Käufer mussten die jüngsten Preiserhöhungen verdauen", meldet Fastmarkets.

In Südeuropa sind die Stahlpreise für die Downstream-Sorten etwas niedriger. Kaltband kostet hier 860 Euro, feuerverzinkter Stahl 875 Euro.

Stahlnachfrage

Der Anstieg der Stahlpreise im Dezember und Januar geht mit einem leicht verbesserten Ausblick einher. 2023 wird die Stahlnachfrage laut dem europäischen Stahlverband (Eurofer) nicht um 1,9% sinken (ursprünglich erwartet), sondern um 1,6%. Für 2024 rechnet der Verband mit einem Plus von 1,6%.

Optimisten zufolge könnte die Erholung der Stahlnachfrage rascher vonstatten gehen. Der ifo-Geschäftsklimaindex legte zu Jahresbeginn den vierten Monat in Folge zu. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes würden ihre aktuelle Lage besser bewerten. "Zudem hellten sich die Erwartungen für das erste Halbjahr merklich auf", berichtet ifo-Präsident Clemens Fuest.

Ausblick

Die Stahlhersteller werden versuchen mit die Inbetriebnahme von im Vorjahr abgeschalteten Hochöfen mehr Stahl in den Markt zu drücken. Das ist ein Indiz dafür, dass sie auf dem aktuellen Verkaurspreisniveau "gutes Geld" verdienen.

Würden sie leicht über Break-Even kratzen, wäre es aus betriebswirtschaftlicher Sicht einigermaßen unverantwortlich das Angebot zu erhöhen. Man könnte dann ein Preisrückgang nicht abfedern.

Andererseits gilt es zu beachten, dass einige Stahlhersteller durchaus ein erhöhtes Risiko eingehen könnten. Geht es schief, wird der Staat helfen, so das Kalkül. Ein solcher Moral Hazard (moralisches Fehlverhalten) ist zweifelsohne in der Schwerindustrie eher vorzufinden als im Verarbeitenden Gewerbe.

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