Stahlpreise und Stahlmarkt im August 2023
Die Stahlpreise für Flacherzeugnisse sinken langsam, aber unterbrechungslos, und so kostet Warmband auf dem deutschen Spotmarkt 640 Euro je Tonne. Tief ausgetrocknet ist der Handel mit Baustählen. Betonstahl (Rebar) findet auch bei 600 Euro kaum Käufer. Das wird sich im September und den folgenden ber-Monaten nichts ändern, sagt der führende Hersteller von Baustählen, Feralpi.
Im September dürfte sich laut Fastmarkets die Nachfrage für Flachstähle beleben. Hersteller seien optimistisch. Service-Center hätten ihre Lager im Juli nicht aufgestockt. Insofern gebe es im September Nachholbedarf. Ferner würden die zollfreien EU-Schutzklauselmengen mit Flachstählen aus dem Asien-Pazifik-Raum rasch gefüllt.
Abzuwarten bleibt: Findet der Warmbandpreis im August bei 640 Euro einen Boden? Oder sinkt er weiter. Seit dem Ende des 1. Quartals 2023 ging es für die Stahlpreisentwicklung bereits um 220 Euro je Tonne (-26%) abwärts. Stahl-Service-Center und Endverbraucher liebäugeln mit einem Rückgang auf das Niveau von Ende November/Anfang Dezember 2023. Damals war der Warmbandpreis auf 605 Euro gefallen, ehe er einen Boden fand.
Zwar befindet sich die deutsche Industrie laut dem Einkaufsmanagerindex (PMI) der Hamburg Commercial Bank (HCOP) in einem "verschärften Abschwung". Die für den Flachstahlmarkt wichtige Automobilindustrie schlägt sich allerdings recht wacker. Stahlhändler berichten über eine "ausreichende Stahlnachfrage" seitens der Autohersteller und ihrer vielen Zulieferer.
Den Herstellern von Baustählen fehlt eine solche "sichere Bank". "Einbrechender Wohnungsbau lässt Baubranche im Juli erneut kräftig schrumpfen", steht im PMI-Report. Der Bausektor habe seine Einkaufsmenge im Juli weiter verringert "Der geringere Bedarf an Rohmaterialien und Baustoffen ließ den Druck auf die Lieferketten weiter zurückgehen", erläutert die HCOP.
Bausektor zieht Stahlpreise runter
Mit einer Markterholung hin zu einem Trend mit steigenden Baustahlpreisen sei erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu rechnen, sagt Feralpi-Chef Giuseppe Pasini. Bis dahin dürfte die Nachfrage nach Baustählen noch unter steigenden Zinsen, hohe Kosten und einer insgesamt schwachen Konjunktur in Deutschland leiden.
Baustahlhersteller versuchen inzwischen seit einem Jahr die Preise für ihre Erzeugnisse zu stabilisieren. Bislang ohne Erfolg. Im August 2023 ist Betonstahl aus nordeuropäischen Hochöfen mit 600 Euro knapp 40% günstiger als im August 2022 (970 Euro).
Damals hatte der steile Anstieg der Gaspreise auf 345 Euro je Megawattstunde die Stahlpreise für Langerzeugnisse gestützt. Aktuell notiert der für den europäischen Gashandel richtungsweisenden Terminkontrakt TTF bei 29 Euro/MWh.
An dieser Stelle ergibt sich für die deutschen Baustahlhersteller, die sehr stark die Verstromung von Gas einsetzen, zwar ein Kostenvorteil. Allerdings wird dieser Vorteil durch die von der anhaltend hohen Inflation getriebenen Lohnkosten und vielen weiteren administrativen Kostenanstiegen zunichte gemacht. Hinzu kommen gestiegene Fremdkapitalkosten. Die Zinsen auf Kredite sind deutlich gestiegen.
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