Der Stahlpreis für Betonstahl (Rebar) steigt wegen Schrottmangel und hohen Strompreisen in Nordeuropa per 10. Januar 2024 um 15 Euro auf 635 Euro je Tonne. Wer Stahlschrott hat, gibt ihn lieber in den Export, als er dort mehr bekomme, meldet Platts.

Den weiter steigenden Preisen für Warmband (Hot-rolled Coil) tut der um ein Fünftel reduzierte Stahlverbrauch von Erstausrüstern und Originalgerätehersteller (OEM) keinen Abbruch. Auch der Spotmarkt nimmt Kurs auf 800 Euro. 

Thyssenkrupp geht die ArcelorMittal-Preiserhöhungen zur Gänze mit. Schwedens SSAB sei für im April und Mai ausgeliefertes Warmband ebenso von 750 Euro auf 800 Euro raufgegangen, meldet Platts.

Am Spotmarkt kostete warmgewalzter Stahl laut letzter Preismeldung 730 Euro je Tonne. Das waren 40 Euro (+6%) mehr als in der Vorwoche und 120 Euro (+20%) mehr gegenüber dem Beginn des 4. Quartals 2023.

"Der Stahlverbrauch der Erstausrüster wird 2024 voraussichtlich um 20% zurückgehen", zitiert Platts den Verkäufer eines deutschen Stahl Service Centers.

Die im Vergleich mit den letzten Jahren schwache Stahlnachfrage bremst den Anstieg der Stahlpreise allerdings nicht. Das hat zwei Gründe:

1. Stahlhersteller haben weniger Stahl produziert, um das Angebot einzuengen.
2. Das Procurement von Importstahl aus Asien bereitet Sorgen. Die zollfreien EU-Quoten sind ausgeschöpft. Überdies ist Nutzung des Suezkanals wegen des Konflikts im Roten Meer nicht vollständig gewährleistet. Die Frachtraten sind bereits am steigen. Viele Importeure lassen aktuell die Finger von Stahl aus Asien.

Insgesamt hat sich die Preissetzungmacht großer EU-Stahlhersteller wie ArcelorMittal und Thyssenkrupp vergrößert. Ohne eine Belebung der Stahlnachfrage wird sie sich im weiteren Verlauf des Jahres aber wieder verkleinern.

Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes beurteilten im Dezember 2023 ihre Geschäftslage deutlich schlechter. "Auch bei den Erwartungen nahm der Pessimismus wieder zu", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.

Einem guten ersten Quartal für die Stahlhersteller mit höheren Verkaufspreisen könnte daher erneut ein schwächeres zweites folgen – so wie im letzten Jahr.

Spotpreise