Stahlwerke testen höhere Preise – haben durchaus Erfolg
ArcelorMittals Preiserhöhung um 30 Euro pro Tonne für Warmband-Lieferungen im Februar/März, die laut Marktkreisen inzwischen von einem weiteren integrierten Stahlwerk in Nordeuropa übernommen wurde, ist der Versuch, die Stahlpreise im Hinblick auf einen stärkeren Markt nach den Feiertagen anzuheben.
Am 31. Dezember stieg der Warmband-Terminkontrakt (Future) für Nordeuropa von 553 Euro auf 580 Euro, was Optimismus oder spekulative Käufe vor dem Jahreswechsel signalisiert. Am 3. Januar liegt der Future bei 570 Euro, was auf vorsichtigen Optimismus, aber auch auf anhaltende Unsicherheiten hinweist.
Der Markt für importiertes Warmband blieb während der Winterferien ruhig, was den Wettbewerb für EU-Stahlwerke kurzfristig reduziert. Dies bietet einen temporären Puffer für die Umsetzung von Preiserhöhungen.
Der Spotpreis für Warmband lag am Jahresende bei 560 Euro und damit deutlich unter den von ArcelorMittal geforderten 630 Euro. Dies ist ein Indiz dafür, dass der Erfolg der Preiserhöhungen von der Lage im stahlverarbeitenden Sektor und den Lagerbeständen abhängt
Lage im stahlverarbeitenden Sektor
Die Situation im stahlverarbeitenden Sektor, insbesondere in der Industrie, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Durchsetzung höherer Warmbandpreise dar.
- Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone lag im Dezember bei 45,1 Punkten, was auf die 14. aufeinanderfolgende Kontraktionsphase hinweist.
- PMI für Deutschland: Mit einem Wert von 42,5 Zählern zeigt er noch tiefere Schwierigkeiten in der größten Volkswirtschaft Europas.
Zusätzlich zeigt die detaillierte Analyse des deutschen Industriesektors:
Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe wurde im Dezember mit der zweitschnellsten Rate der letzten vierzehn Monate gedrosselt. Das größte Minus verzeichneten Vorleistungsgütersektor, melden S&P Global und Hamburg Commercial Bank.
"Auch bei den Neuaufträgen wurde eine der höchsten Abnahmen des Jahres verzeichnet. Einigen Befragten zufolge geht die schwache Nachfrage nach wie vor hauptsächlich auf die Unsicherheit an den Märkten und die hohen Lagerbestände bei den Kunden zurück."
Diese niedrigen Werte unterstreichen die anhaltenden Nachfragenschwierigkeiten für Stahl, da die industrielle Aktivität unterdurchschnittlich bleibt.
Auswirkungen auf Stahlmarkt
Die schwache Lage im stahlverarbeitenden Sektor erschwert die Umsetzung der angekündigten Preiserhöhungen. Stahlkäufer dürften angesichts der unsicheren Nachfrageerholung, insbesondere aus wichtigen Branchen wie Automobil- und Maschinenbau, weiterhin zögern, höhere Preise zu akzeptieren.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es kurzfristige unterstützende Faktoren für steigende Stahlpreise:
- Bestandsanpassungen: Viele Käufer haben ihre Einkäufe im November und Dezember zurückgehalten und könnten Anfang 2025 nachstocken müssen.
- Momentum am Terminmarkt: Der Anstieg der Futures-Preise könnte als Signal für eine verbesserte Marktstimmung dienen und einige Käufer ermutigen, Stahl zu aktuellen Preisen zu sichern.
- Begrenzte Importaktivität: Die ruhige Lage im Importmarkt reduziert den unmittelbaren Preisdruck durch günstigere Alternativen.
Fazit und Ausblick
Die Preiserhöhung um 30 Euro für Warmband steht vor Herausforderungen durch die schwache Industrieaktivität, wie die PMI-Werte für die Eurozone (45,1) und Deutschland (42,5) zeigen. Ursache sind Produktions- und Auftragsrückgänge in der Industrie.
Dennoch könnten unterstützende Faktoren wie der Preisanstieg am Terminmarkt, geringe Importaktivität und potenzieller Bestandsaufbau den Stahlwerken kurzfristig helfen, höhere Stahlpreise durchzusetzen.