Steigende Preise trotz schwacher Nachfrage
Der Markt für Flachstahl, insbesondere für Warmband (HRC), zeigt derzeit eine dynamische Entwicklung, die von einer Mischung aus Unsicherheiten, Marktregulierungen und wechselnder Nachfrage geprägt ist. Der Spotpreis für Warmband steigt auf den höchsten Stand seit Ende Oktober 2024.
Vor Weihnachten nutzten viele Käufer die Gelegenheit, HRC zu günstigeren Preisen zu sichern. Dieses frühzeitige Handeln deutet auf eine vorsorgliche Strategie hin, um möglichen Preisanstiegen oder Engpässen in der Zukunft vorzubeugen.
Einige Käufer haben bereits Interesse an Lieferungen für April signalisiert, doch die Stahlwerke zögern, Angebote für das zweite Quartal abzugeben – die Unsicherheit ist einfach zu groß. Eine der treibenden Kräfte hinter der Marktentwicklung ist der Rückgang von Importen aus Asien.
Handelsbeschränkungen wie die EU-Schutzklauselmaßnahmen, die Importe aus „anderen Ländern“ auf 15% des Gesamtvolumens begrenzen, sowie Antidumpingzölle auf HRC aus traditionellen Exportländern wie China, Indien oder Vietnam, haben das Angebot auf dem europäischen Markt reduziert.
Die europäische Stahlindustrie, vertreten durch Eurofer, drängt auf eine weitere Verschärfung dieser Maßnahmen. Eurofer fordert laut Marktkreisen eine Senkung der Importquoten und eine Erhöhung der Strafzölle von derzeit 25% um durchschnittlich 10%. Dies soll die heimische Produktion schützen, könnte jedoch die Spannungen mit internationalen Handelspartnern verschärfen.
Warmbandpreis steigt 10 Euro pro Tonne
Derzeit beläuft sich der Preis für Warmband in Nordwesteuropa auf 570 Euro pro Tonne ab Werk, ein Anstieg von 10 Euro im Vergleich zur Vorwoche. Damit ist der Spotpreis so hoch wie das letzte Mal Ende Oktober 2024.
Dieser moderate Preisanstieg wird unter anderem durch das begrenzte Angebot und die Erwartung gestiegener Produktionskosten getrieben. Trotz dieser Erhöhung bleibt die Nachfrage insgesamt schwach, was langfristige Preisanstiege erschweren könnte.
Das verringerte Importvolumen dürfte allein nicht ausreichen, um die Kernprobleme des Marktes zu lösen, da die Nachfrage nach wie vor hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die europäische Stahlindustrie steht somit vor einem Balanceakt:
- Einerseits bieten die sinkenden Importvolumina und die Schutzmaßnahmen kurzfristig Raum für Preiserhöhungen.
- Andererseits bleibt der Markt von Unsicherheiten geprägt, darunter unvorhersehbare Nachfrageentwicklungen, mögliche Änderungen der Handelspolitik (Trump-Zölle) und ein unsicheres wirtschaftliches Umfeld.
Die Zurückhaltung der Stahlwerke bei der Festlegung von Preisen für das zweite Quartal spiegelt diese Unsicherheit wider. Für Käufer könnte dies bedeuten, dass sich die Beschaffung von Warmband in den kommenden Monaten noch schwieriger gestaltet – insbesondere, wenn sich der Wettbewerb um die verfügbaren Mengen verschärft.