Warmbandpreise verlieren Auftrieb wegen Chinas Vergeltung
Nach einer Phase moderater Erholung zeigen sich die Warmbandpreise wieder verhaltener. Der nordeuropäische Spotpreis sinkt um 5 Euro auf 600 Euro je Tonne. Hintergrund ist eine nachlassende Nachfrage aus der Automobilindustrie, die infolge neuer Störungen in der Halbleiterversorgung unter Druck steht.
Im September hat die niederländische Regierung aus Gründen der nationalen Sicherheit die Kontrolle über den Halbleiterhersteller Nexperia übernommen. Das Unternehmen mit Sitz in Nijmegen gehört zur chinesischen Wingtech Technology Group. Den Haag begründete den Schritt mit dem Schutz sensibler Technologien und dem Erhalt wichtiger Fertigungskapazitäten in Europa.
Als Reaktion darauf hat China den Export von in seinen Werken gefertigten Nexperia-Produkten untersagt. Diese Maßnahme verschärft die ohnehin angespannte Versorgungslage bei Halbleitern, die insbesondere für die europäische Automobilproduktion von zentraler Bedeutung sind. Mehrere Hersteller haben daraufhin Produktionsanpassungen angekündigt.
Spotmarkt-Schwemme
Wenn Fahrzeughersteller weniger produzieren, benötigen sie entsprechend weniger Stahl aus ihren langfristigen Lieferverträgen mit den Hüttenwerken. Die nicht abgerufenen Mengen werden von den Stahlproduzenten häufig auf den Spotmarkt gebracht.. Dadurch erhöht sich kurzfristig das verfügbare Angebot, was in der Vergangenheit oft zu sinkenden Warmbandpreisen führte.
Trotz gestiegener Energiekosten und begrenzter Importverfügbarkeit gelingt es den europäischen Stahlwerken Anfang November nicht, weite an der Preisschraube zu drehen. Die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen abschwächt und die Warmbandpreise in Nordeuropa im November seitwärts bis leicht rückläufig tendieren.