Stahlpreise und Stahlmarkt im September 2023

Tiefe Stahlpreise stehen einem von der IG Metall anvisierten hohen Tarifabschluss in der Stahlindustrie im Weg. Stahlhersteller verdienen nicht mehr so viel Geld wie noch im letzten Jahr.

Der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl aus deutschen Hochöfen liegt aktuell bei 640-650 Euro je Tonne (1.000 kg). Das sind 200 Euro (-24%) weniger als im April 2023 und 750 Euro weniger (-54%) als im April 2022.

Stahlarbeiter haben einen Anspruch an den Gewinnen des letzten Jahres beteiligt zu werden, argumentieren die Arbeitnehmervertreter. Sie fordern daher dauerhafte Lohnerhöhungen plus Inflationsausgleichsprämie.

Obschon kurzfristige Schwankungen der Stahlpreise Tarifverhandlungen nicht beeinflussen sollten, gilt Folgendes: Die Verhandlungsposition der IG Metall würde sich etwas verbessern, sollten die Stahlpreise in den ber-Monaten steigen.

Bis Mitte November, wenn die Tarifverhandlungen beginnen, könnte der Warmbandpreis über 700 Euro, möglicherweise sogar auf 800 Euro steigen.

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Zu viel auf Lager

Aktuell sind die Umsätze auf dem Stahlmarkt mau. Weil Stahlverarbeiter wenig kaufen, sind die Lager der Service Center üppig gefüllt.

Drei Monate brauchen die Distributoren im Schnitt, um ihren auf Lager liegenden Stahl abzusetzen, berichtet Argus. So lange hatte es zuletzt vergangenen Dezember gedauert.

Ein merklicher Anstieg der Stahlpreise kommt laut MEPS nicht in Frage. Der Preisausblick habe sich verschlechtert. "Die Aussichten für den Stahlverbrauch im weiteren Verlauf dieses Jahres sind schwach", so die Metallberatungsgesellschaft.

Bestätigt wird dieser Ausblick von dem Einkaufsmanagerindex (PMI) zur Produktion. Dieser fiel mit 39,7 Punkten auf den tiefsten Stand seit drei Jahren und drei Monaten.

Der Gesamtindex für die Industrie stieg hingegen leicht um drei Zehntel auf 39,1 Punkte. Die durchschnittlichen Lieferzeiten und die Vormateriallager hätten sich positiv entwickelt, berichten S&P Global und Hamburg Commercial Bank.

Fazit:

Stahlpreise Warmband und Betonstahl gegenüber gestellt Grafik

Eine Anspringen der Stahlmarktes hin zu steigenden Preisen darf man trotz der aktuell niedergeschmetterten Stimmung nicht vom Tisch wischen:

  • Der Handel mit Flachstählen würde dann deutlich reger werden.
  • Die Stahlpreise für Langerzeugnisse, die von der trägen Baukonjunktur abhängen, dürften hingegen länger für eine Trendwende hin zu steigen Preisen brauchen.