Stahlpreise und Stahlmarkt im März 2022

24.03.22

Stahlpreise und Stahlmarkt im März 2022

Die Stahlpreise haben zum Frühlingsanfang erheblich zugelegt. In Deutschland und Frankreich kostete Warmband am Spotmarkt 1.326 Euro je Tonne per 14. März 2022, meldete Steel Benchmarker. Wegen des unvermindert rapiden Anstiegs ist dieser Preis allerdings schon wieder überholt. Bewehrungsstahl kletterte nicht minder schnell nach oben. Sein Preis liegt aktuell bei 1.280 Euro inkl. Lieferung nach Nordeuropa und Durchmesseraufpreis.

Zur Monatsmitte erhöhte ArcelorMittal seinen Verkaufspreis für warmgewalzten Stahl um 100 auf 1.400 Euro. Bei diesem Preis handelt es sich gegenwärtig um die Orientierungsgröße am Spotmarkt.

Die zum Vergleich zu vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs um 400-450 Euro gestiegenen EU-Warmbandpreise locken Verkäufer aus Drittländern an.

So fokussieren sich türkische Stahlhersteller auf den Export. Sie profitieren von der Aufteilung der schutzklausefreien russischen Mengen durch die EU-Kommission. Da die Türkei einer der größten EU-Stahlimporteure ist, fällt ihr zollfreies Kuchenstück recht groß aus.

Türkisches Warmband wird in der EU aktuell für 1.300 US-Dollar/1.182 Euro fob angeboten. Die europäischen Käufer würden bisher nicht beißen, sagt ein türkischer Hersteller zu Platts. Das dürfte sich aber in den kommenden Wochen aufgrund des leergefegten EU-Stahlmarktes ändern, so der Experte.

Neben der Türkei sind auf dem EU-Stahlmarkt aktuell verstärkt Warmbandverkäufer aus Indien, Japan, Korea, Taiwan und Ägypten zugegen. Die Präsenz des weltgrößten Stahlherstellers China ist hingegen bisher nicht sonderlich groß. Die Chinesen verkaufen aber laut Marktbeobachtern recht rege in die Türkei und Ägypten.

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Langstahl

"Die Stahlpreise für Bewehrungsstahl haben ihren Anstieg fortgesetzt", meldete Fastmarkets am 23. März. In Nordeuropa liege die Preisspanne nun bei 1.260-1.300 Euro, in Südeuropa bei 1.170-1.260 Euro. Der rapide Preisanstieg führe dazu, dass Hersteller Stahl vom Markt zurückhielten. Selbiges konnte man in den letzten Wochen bereits auf dem Spotmarkt für Flachstahl beobachten.

Linienchart Stahlpreis Bewehrungsstahl 01/2021 bis 04/2022

Wirtschaftslage

"In der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie der Herstellung von Metallerzeugnissen gingen jedoch erheblich mehr Aufträge ein." Diese Feststellung traf die Deutsche Bundesbank vier Wochen nach Kriegsausbruch in ihrem Monatsbericht am 18. März 2022.

Im "Sonstigen Fahrzeugbau" und bei den Produzenten von Kfz und Kfz-Teilen habe sich der Auftragseingang stark erhöht. Die Hersteller von Investitionsgütern verzeichneten unter dem Strich ein "kräftiges Auftragsplus", heißt es weiter.

Beim Wirtschaftswachstum ist hingegen Sand im Getriebe. Der Bundesverband deutscher Banken hat gerade seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 4,6% auf 2,2% zusammengestrichen, berichtet das Handelsblatt. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass die Banker die Selbstheilungskräfte wettbewerbsfähiger deutscher Unternehmen unterschätzen.

Russland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Größenordnung Spaniens ein kleiner Player auf dem Weltmarkt. Was hier verloren geht, dürften viele Unternehmen durch ein stärkeres Wachstum in den Emerging Markets Südostasiens, in Indien und Lateinamerika auffangen. In Asien ist das Potenzial am größten, als die Covid-Restriktionen hier noch am harschesten sind.

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