Stahlpreise und Stahlmarkt im Juli 2023

Die integrierten Stahlwerke in Deutschland, Benelux und Frankreich beabsichtigen die Stahlpreise um 50 Euro je Tonne zu erhöhen. Demzufolge müsste sich warmgewalzter Stahl in den kommenden Wochen auf 735 Euro verteuern.

Nachdem italienische Stahlhersteller ihre Preise für Flacherzeugnisse Ende Juni heraufgesetzt hätten, würden nun nordwesteuropäischen Hüttenbetreiber dem Beispiel folgen, meldet Platts.

Laut dem Branchendienst kostete warmgewalzter Stahl 685 Euro je Tonne per 4. Juli. Das waren 15 Euro mehr als in der Vorwoche. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist Warmband 19% günstiger. Anfang Juli 2022 hatte es 850 Euro gekostet.

Linienchart Stahlpreis Entwicklung Warmband

Die Stahlnachfrage der Automobilindustrie sei auf normalen Niveau. Aus Asien importierter Stahl habe seinen Preisvorteil weitestgehend eingebüßt. Überdies verringerten europäischen Stahlhersteller den Output, als sie über den Sommer verstärkt Wartungsarbeiten an ihren Hochöfen durchführen.

"Es ist also der richtige Zeitpunkt, um die Stahlpreise zu erhöhen", schlussfolgert der Manager eines Stahl-Service-Center.

Ein substanzieller Anstieg der Stahlpreise braucht eine Verbreiterung der Stahlnachfrage. Dies haben die Hamsterkäufe nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder einmal vor Augen geführt.

Stahlnachfrage

Mit Angebotsverknappungen und Bananenrepublik-Zöllen dürften Stahlhersteller nicht in der Lage einen Trend hin zu höheren Stahlpreisen herbeizuführen. Entscheidend ist die Nachfrage. Dies hat die Hamsterkäufe nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder einmal gezeigt.

Für eine Verbreiterung der Nachfrage gibt es bisher keinerlei Anzeichen. Im Verarbeitenden Gewerbe haben sich Geschäftslage und die Geschäftserwartungen laut ifo-Insitut im Juni weiter eingetrübt.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die deutsche Industrie sank noch stärker als der Schätzung (Flash-Estimate) zufolge, wurde am Montag bekannt. Die Produktionsbänder bei Deutschlands Industrieunternehmen liefen immer langsamer, kommentiert die Hamburg Commercial Bank.

In einem solchen Umfeld die Stahlpreise um 50 Euro je Tonne hochsetzen zu wollen, dürfte sich schwierig gestalten. Zumal kleinere Stahlhersteller diese Preiserhöhungen oft nicht mitgehen dürften. Sie werden stattdessen versuchen mit niedrigeren Stahlpreisen in den Spotmarkt zu stoßen, um ihre Marktanteile zu steigern.

In Italien erhöhten einige Stahlhersteller den Warmbandpreis auf 700 Euro. Die Käufer hielten das für überzogen, und so liegt der Spotpreis weiterhin bei 645 Euro.

Betonstahl

Auf dem Stahlmarkt für Langerzeugnisse versuchen es die Hersteller ebenfalls mit der Brechstange, d. h. per Angebotsverknappung die Preise zu steigern. Hier haben sie bessere Chance. Die Betonstahlpreise sind seit 14 Monaten ununterbrochen am fallen.

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Für einen längerfristigen Trend hin zu steigenden Betonstahlpreise dürfte es allerdings nicht reichen. Die Baubranche leidet unter einer Auftragsflaute.