Stahlpreis Prognose: Preise stabil, ab Juni sinken sie
Hohe Preise fordernd, riskieren Stahlhersteller Marktanteilen zu verlieren. Käufer von Flachstahl wie Warmband verweisen auf die saisonal bedingt, rückläufige Nachfrage im Juni und Juli. Sie wollen den Spotpreis für Warmband (aktuell: 650 Euro je Tonne) drücken.
Dem stehen zwei Gründe entgegen:
1. Trotz schleppender Nachfrage sind die Aufragsbücher der Stahlhersteller gut gefüllt. Sie haben daher keine Eile, die Preise zu senken, meldet Platts.
2. Stahlwerke streben in den laufenden Verhandlungen mit der Automobilindustrie 800 Euro je Tonne für Warmband-Lieferungen im zweiten Halbjahr an. Das wären im Schnitt 75 Euro je Tonne mehr als das, was sie im ersten Halbjahr bekommen, meldet Fastmarkets. Es wäre unklug die Spotpreise zu senken, solange die Verhandlungen nicht abgeschlossen sind.
Fazit: Die Zurückhaltung bei Preiszugeständnissen am Spotmarkt ist strategisch motiviert. Preissenkungen stehen denen für das zweite Quartal gut gefüllten Auftragsbüchern der Stahlhersteller entgegen und würden die Verhandlungsposition gegenüber Großabnehmern deutlich schwächen.
Ausblick
Die Unnachgiebigkeit zu Preiszugeständnissen wird sich rächen, wenn das Angebot die Nachfrage bis zum Ende des zweiten Quartals so sehr übersteigt, dass die Stahlpreise für Flacherzeugnisse einbrechen.
Darauf würden Stahlhersteller aller Voraussicht mit Senkungen der Produktionskapazitäten mittels ausgedehnter Wartungsarbeiten über den Sommer und Forderungen nach schärferen Importbeschränkungen reagieren.
Aus Asien in die EU importiertes Warmband ist aktuell trotz Antidumping-Zöllen und höheren Lieferkosten um 75 bis 150 Euro je Tonne günstiger. Aktuell findet hier eine Zunahme der Bestellungen von EU-Käufern statt.
Wenn dieser Stahl im Juli/August ankommt und das Angebot auf dem EU-Stahlangebot steigert, werden EU-Stahlhersteller nicht länger in der Lage sein, die Preise stabil zu halten.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Warmband-Spotpreis bereits Ende Mai/Anfang Juni sinken wird, als kleinere Stahlhersteller und Service-Center mit ihren Verkaufspreisen bereits runtergehen.
Bei größeren Bestellungen sind Stahlwerke laut Marktkreisen schon jetzt bereit, ihre Verkaufspreise zu senken.